Prag - Mit Cestmir Cisar ist nun auch die letzte Hauptfigur des "Prager Frühlings" gestorben: Cisar starb am Sonntag im Alter von 93 Jahren nach einer langen schweren Krankheit, bestätigte sein Schwiegersohn Vaclav Hlavaty am Montag gegenüber den Medien. Cisar galt als Vertreter des Reformflügels innerhalb der kommunistischen Partei (KSC). In die hohe Politik kam er 1963, als er zum Sekretär des Zentralkomitees der KSC und zum Unterrichtsminister wurde. Später wurde er jedoch wegen seiner liberalen Gesinnung als Botschafter nach Rumänien geschickt.

Im Frühjahr 1968 berief ihn der damalige KSC-Chef Alexander Dubcek zurück nach Prag und Cisar wurde zum Mitglied des Sekretariats des KSC-Zentralkomitees. Im März 1968 war er sogar einer der Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten, nachdem Antonin Novotny von diesem Amt zurückgetreten war. Cisar war vor allem bei den Studenten populär. Schließlich verzichtete er auf die Kandidatur zu Gunsten des Generals Ludvik Svoboda, der dann auch zum Staatschef auch gewählt wurde.

Mit Dubcek, Svoboda, dem Regierungschef Oldrich Cernik und dem Chef des Parlaments Josef Smrkovsky zählte Cisar zu den Haupt-Gesichtern der Reformbewegung "Prager Frühling". Nach der Warschauer-Pakt-Invasion im August 1968 war Cisar aller politischen Ämter enthoben, fiel in Ungnade und wurde aus der KP ausgeschlossen. Nach dem Fall des Kommunismus 1989 kehrte er in die Politik zurück - 1991-92 war er ständiger Vertreter der Tschechoslowakei beim Europarat in Straßburg. (APA, 25.3.2013)