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Zyperns größte Bank: Bis Dienstag hat auch sie geschlossen.

Foto: AP/Stavrakis

Die Bemühungen um eine Rettung Zyperns vor dem Staatsbankrott laufen unter wachsendem Zeitdruck auf Hochtouren. Der zypriotische Staatspräsident Nikos Anastasiades flog laut Regierungssprecher Christos Stylianides am Sonntag nach Brüssel. "Die Gespräche befinden sich in einer heiklen Phase. Die Situation ist sehr schwierig", so seine Worte. Anastasiades soll gemeinsam mit Finanzminister Michalis Sarris und der Führung der Zentralbank Zyperns aufgebrochen sein. Ihre Mission ist klar: Sie müssen die Geldgeber von ihrem Sanierungsplan überzeugen. Die Zeit dafür wird allerdings immer knapper.

Außerdem dürfte Zypern deutlich mehr Geld brauchen als erwartet. Das berichtet das Online-Portal der deutschen Zeitung "Die Welt". Die zunächst vereinbarten 17 Mrd. Euro müssten ungefähr um einen Mehrbedarf von 2 Mrd. Euro erweitert werden. Grund sei, dass die Wirtschaftsdaten des Mittelmeer-Staates schlechter ausfielen, als bisher angenommen. Eine Ursache für eine Ausweitung des Rettungspaketes seien auch die Verwerfungen durch die Schließung der Banken, die schon eine Woche dauert.

Einigung bis heute abend

Sollte es keine Einigung bei einer Sondersitzung der Eurogruppe am Sonntagabend in Brüssel geben, an der auch Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) teilnehmen werden, will die Europäische Zentralbank (EZB) kein Geld mehr nach Zypern schicken. Dann würde die Wirtschaft binnen Stunden zusammenbrechen. "Drama mit ungewissem Ende", titelte die zypriotische Zeitung "Kathimerini." Zypern hofft auf Nothilfen der internationalen Geldgeber in Höhe von zehn Milliarden Euro.

EU-Währungskommissar Olli Rehn hatte am Samstag erklärt, die Verhandlungen müssten bis heute Abend abgeschlossen sein.  Rehn betonte, jede Vereinbarung werde für Zypern schmerzhaft sein, aber andere Möglichkeiten gebe es nicht mehr.

Tauziehen mit der Troika

Das Tauziehen um die Rettung des Euro-Landes dauerte den ganzen Samstag an: In den Gesprächen mit der sogenannten Troika aus EU, EZB und IWF gab es immer wieder Komplikationen. Zypern muss für das Rettungspaket einen Eigenanteil von 5,8 Milliarden Euro aufbringen. Im Mittelpunkt der Troika-Gespräche stand die Zwangsabgabe auf Geldeinlagen bei der Cyprus Bank, dem größten zypriotischen Geldinstitut. Dort sollen russische Oligarchen Milliarden geparkt haben. Zur geplanten Höhe der Abgabe machten in Nikosia immer wieder neue Gerüchte die Runde.

Die Zeitung "Kathimerini" berichtete, die Abgabe auf Einlagen bei der Cyprus Bank werde zwischen 18 und 22 Prozent betragen. Für alle anderen Banken könnte eine Zwangsabgabe in Höhe von vier Prozent auf Guthaben über 100 000 Euro kommen. Schuld an den Schwierigkeiten bei den Gesprächen mit der Troika trage der Internationale Währungsfonds, berichteten die zypriotische Nachrichtenagentur CNA und der Staatsrundfunk unter Berufung auf Regierungskreise am Samstagabend. Die IWF-Vertreterin stelle "immer wieder neue Forderungen", hieß es. Heute Sonntag gab es dazu keinen Kommentar.

Erster Teil vom Parlament abgesegnet

Das Parlament in Nikosia hatte in der Nacht zum Samstag bereits einen Teil des Sparpakets verabschiedet. So wurden Einschränkungen im Kapitalverkehr gebilligt, um ein Abfließen der Gelder ins Ausland zu verhindern. Außerdem wurde die Bildung eines Solidarfonds zur Rekapitalisierung der Geldhäuser beschlossen. Zudem soll die zweitgrößte Bank, die Popular Bank, in eine gesunde und eine Bad Bank gespalten werden.

Am Dienstag sollen die seit Samstag vor einer Woche geschlossenen Banken wieder öffnen. Derzeit gibt es auf der Insel Bargeld nur aus dem Bankautomaten. (APA/Reuters/red, derStandard.at, 24.3.2013)