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Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou träumt von München. Radverkehrstechnisch zumindest.

Foto: apa/hochmuth

"Echte" Radfahrer betonen an dieser Stelle stolz (auf sich) und voll Verachtung (für die Warmduscher), dass sie das ganze Jahr über radeln. Soll sein. Dennoch: Die Radsaison beginnt genau jetzt.

Doch die Ganzjahresradler - genauer: ihre Unübersehbarkeit diesen Winter - sind ein Indikator: Das Radjahr 2013 wird rekordverdächtig. In Wien - und überall sonst.

Träumereien

Sicher: Radquoten wie in Kopenhagen (innerstädtisch um die 50 Prozent) sind in Wien illusorisch. Doch Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou träumte ohnehin mehr von München (zwölf Prozent), als sie vergangene Woche das Radjahr 2013 eröffnete.

Dabei weiß sie selbst: Schon jetzt, bei fünf Prozent, stößt das, was Wien "Fahrradinfrastruktur" nennt, an seine Grenzen: "Im Infrastrukturbereich sind größere Würfe notwendig als angekündigt", gibt "Radlobby"-Chef Alec Hager deshalb die Kassandra: "Radstraßen müssen auch im Stadtzentrum und nicht nur an der Donau umgesetzt werden."

Halbherzigkeiten

Fein, so Hager, sei es zwar, wenn Wien heuer 160 Rad-Events (von der internationalen Velo-City-Konferenz bis zu Reparatur-Workshops) setze. Dennoch: "Es braucht mehr Infrastruktur und visionäre Planung."

Sonst drohe heuer im Großen, was sich bisher nur an Rad-Kumulationspunkten offenbarte: Halbherziges Pinselstrich-Radweg-Flickwerk taugt nichts. Es suggeriert aber, dass es genug Rad-Raum gibt. Doch Platz kann man weder erfinden noch herbeieventen - sondern nur neu verteilen.

Und die Scheu vor diesem Politkonflikt verstärkt nur den Streit dort, wo er ohnehin schon tobt: auf der Straße. Darum warnt Hager, das Radjahr als reines Eventjahr zu gestalten: "Sonst droht mit dem wachsenden Radverkehr die Radwegüberflutung." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 22.3.2013)