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Chrysostomos II. leitet die orthodoxe Kirche Zyperns.

Foto: AP/Giannakouris petros

Das gesamte Eigentum der Kirche steht zur Disposition für das Land, um einen Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern." Für Chrysostomos II., Erzbischof von Zypern, ist zumindest in der aktuellen Krise Geben seliger als Nehmen. Und an Schätzen hat die nach Jerusalem zweitälteste christliche Kirche einiges zu bieten, wenngleich die Beteiligung an der Hellenic Bank nicht mehr viel wert ist.

Doch da wären auch noch umfangreiche Ländereien, die nicht zuletzt dank steuerlicher Privilegien wuchsen, und nebenbei Anteile an der größten Brauerei des Landes und an anderen Unternehmen. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Zyperns will freilich nicht die gesamten Besitztümer verschenken, sondern diese belehnen und mit dem Geld den Staatshaushalt finanzieren. Der Kern dieser Idee findet sich im jüngsten im Parlament Nikosias ausgeheckten Vorschlag eines Solidaritätsfonds, bei dem auch kirchliches Vermögen zur Besicherung von Anleihen dienen soll.

Von einer Zwangsabgabe für kleine Sparer will der Diener Gottes nichts wissen. Man lasse sich "nicht zum Narren halten", verkündete Chrysostomos nach Bekanntwerden der Pläne zur Einhebung einer Sondersteuer auf Bankeinlagen. Anders als Brüssel beurteilt der Absolvent eines Theologiestudiums in Athen den Reformbedarf des Landes. Steuererleichterungen für Russen begrüßt er, das Problem der Geldwäsche bezeichnete er kürzlich im internationalen Vergleich als "Krümel".

Als nicht nur in geistlichen Angelegenheiten streitbarer Kirchenmann hat Chrysostomos öfters von sich reden gemacht. Im Kampf für die Unabhängigkeit Zyperns stellte er sich ebenso der griechischen Junta wie den türkischen Invasoren entgegen. Bis heute mobilisiert Chrysostomos gegen die angebliche Islamisierung. "Der Islam ist im Vormarsch und erobert immer mehr Terrain", verkündete der Primas nach seinem Besuch bei Papst Benedikt XVI. vor zwei Jahren.

Scharfe Attacken gegen Immigranten haben dem als Bub ins Mönchskloster von Paphos eingetretenen Chrysostomos - der Name wird mit "Goldmund" übersetzt - Rassismusvorwürfe eingebracht. Dass er mit der rechten Partei ELAM sympathisiert, deren fanatische Anhänger schwarze Uniformen tragen, bestreitet der 71-Jährige gar nicht.

So großzügig wie jetzt war der Ex-Mönch nicht immer. Bisher lehnte er höhere Steuerleistungen der Kirche kategorisch ab. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 22.3.2013)