Während österreichweit stets fieberhaft überlegt wird, wie es gelingen könnte, die Kosten im Gesundheitsbereich zu senken, geht Oberösterreich einen besonders originellen Weg. Der landeseigene Spitalsbetreiber Gespag setzt auf Umverteilung. Zuerst geht man vor Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) in die Knie und erweitert auf dessen Weisung den Vorstand - und versucht dann aus Spargründen Patienten den Schwung aus der Hüfte zu nehmen.

Mit der Überlegung einer internen Fünf-Prozent-Quote beim Einsetzen von hochwertigen Hüftprothesen hat die Gespag auf jeden Fall gesundheitspolitisches Neuland betreten. So deutlich waren nämlich die Zeichen in Richtung Zwei-Klassen-Medizin in Österreich wohl noch nie. Aufgrund von Rationalisierungsinteressen willkürliche Prozentgrenzen festzulegen, wem die "goldene" Hüfte zusteht, geht weit über die berühmte "Kuvert-Medizin" hinaus. Plötzlich bestimmt die Verwaltung, wer Gelenksgünstling ist und wer die B-Ware aus dem Ersatzteillager bekommt.

Und vor allem ist eine Quote auf dem OP-Tisch auch ein gesundheitsökonomischer Schuss aus der Hüfte direkt ins Knie: Bekommt ein Großteil der unter 60-Jährigen nur mehr die zweite Wahl, wird die Zahl der Revisions-OPs ansteigen. Doch auch da wird dem findigen Dreiervorstand der Gespag ein neues Sparprogramm einfallen - der Mensch hat immerhin 206 Knochen. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 22.3.2013)