Das Einstiegsgehalt der Junglehrer ist einer der Streitpunkte zwischen Gewerkschaft und Regierung.

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Regierung und Gewerkschaft trafen sich am Donnerstag neuerlich zu Verhandlungen über das neue Lehrerdienstrecht. Zeit und Ort blieben geheim, es wurde Stillschweigen über die Verhandlungen vereinbart. Ziel der Regierung ist es, noch in dieser Legislaturperiode eine Einigung zu finden. Das könnte knapp werden bis zur Nationalratswahl. Laut den Regierung und Gewerkschaft waren die Gespräche am Donnerstag "sehr konstruktiv". Nach Ostern soll weiterverhandelt werden. Laut Unterrichtsministerium bleibt noch bis Mitte oder Ende April Zeit. Gewerkschaftsvorsitzender Fritz Neugebauer sagte zuletzt, dass er einen Start des neuen Lehrerdienstrechts im Herbst für "illusorisch" halte.

Streitpunkte: Gehalt und Arbeitszeit

Im Vorjahr präsentierte die Regierung ihren Entwurf für das neue Dienstrecht. Seither ringt die als zäher Verhandlungspartner bekannte Lehrergewerkschaft um Nachbesserungen. Ein Streitpunkt ist das Gehalt der Lehrerinnen und Lehrer bei gleichzeitiger Anhebung der Stundenzahl, die diese in Klassen verbringen müssen. Die Gewerkschaft fürchtet um Verluste beim Lebenseinkommen der Lehrer.

Geht es nach der Regierung, soll zwar das Einstiegsgehalt auf 2.420 Euro brutto für alle Lehrer, unabhängig von Schultyp und Fach, angehoben werden. Die bisher steile Gehaltskurve soll aber deutlich flacher werden. Mit einem Einstiegsgehalt von mehr als 2.400 Euro liegen die Junglehrer über dem Durchschnittseinkommen anderer Uni-Absolventen.

Weniger Gehaltssprünge

Die bisher 17 bis 18 Gehaltssprünge alle zwei Jahre werden durch sieben Gehaltsstufen ersetzt. Die erste Vorrückung gibt es erst nach 13 Jahren, Gehaltsstufe 2 liegt bei 2.760 Euro, nach 17 Arbeitsjahren sind es 3.100 Euro, nach 22 Jahren 3.440 Euro, nach 27 Jahren 3.780 Euro, nach 33 Jahren 4.120 Euro und in der letzten Gehaltsstufe nach 39 Jahren 4.330 Euro.

Für Pflichtschullehrer bedeutet das neue Anfangsgehalt ein Plus von 400 bis 500 Euro, für Bundesschullehrer von 200 Euro. Das Endgehalt bringt ein Minus von 170 Euro für Pflichtschul- und von 810 Euro für Bundesschullehrer. Allerdings kommen nach dem neuen Schema unterschiedliche Zulagen nach Fächern, Schulstufe und Zusatzaufgaben hinzu.

Induktionsphase im Zuge der Ausbildung

Nach dem Bachelor-Abschluss sieht der Regierungsentwurf eine "Induktionsphase" parallel zum Masterstudium vor. In dieser sollen die Pädagogen bei einer Lehrverpflichtung von 22 Stunden plus verpflichtender Weiterbildung an Pädagogischen Hochschulen (PH) 1.960 Euro verdienen - und zwar unabhängig von Schulstufe und Fach. Für Bundeslehrer dauert diese Phase wie das bisherige Unterrichtspraktikum ein Jahr, für Landeslehrer, die bisher überhaupt keine Einführungsphase kannten, zwei Jahre. Erst danach ist man mit dem Studium fertig und erhält einen Master-Titel.

Höheres Einstiegsgehalt

Das geplante Einstiegsgehalt für Lehrerinnen und Lehrer wird - nach Absolvierung der Induktionsphase - künftig mit 2.420 Euro brutto jedenfalls über dem Median-Einstiegsgehalt von Uni-Absolventen liegen. Der diese Woche präsentierten Studie "Bildung in Zahlen" zufolge verdienen Uni-Absolventen in der ersten unselbstständigen Erwerbstätigkeitim Mittelwert 2.144 Euro brutto - also monatlich fast 280 Euro weniger, als das neue Gehaltsschema für Lehrer vorsieht.

Die Statistik Austria bezieht sich auf Absolventenzahlen aus dem Jahr 2008/09. Im Feld "Erziehung" - darunter fallen alle Lehramtsstudien-Absolventen und die Absolventen der Studienrichtung Pädagogik - liegt das Einstiegsgehalt derzeit überhaupt nur bei 1.556 Euro brutto.

43 Prozent sind 50 Jahre und älter

Wie viele Lehrerinnen und Lehrer in den nächsten Jahren in Pensionen gehen werden, zeigt ein Blick auf die Altersstruktur des Lehrpersonals, die die Statistik Austria ebenfalls erhoben hat. Die jüngeren Jahrgänge sind besonders schwach, die älteren besonders stark vertreten. Rund 43 Prozent des Lehrpersonals sind 50 Jahre und älter. Es gibt jedoch starke Unterschiede nach Schultypen. Am jüngsten sind die Pädagogen in den Sonder- und Volksschulen. Hier waren im Schuljahr 2011/12 zehn Prozent unter 30 Jahre und rund 21 Prozent 30 bis 39 Jahre alt.

 

Von einem bevorstehenden Lehrermangel spricht die Statistik Austria noch nicht. Ob künftig einer zu erwarten sei, hänge "stark von der Ausbildungs- und Stellenpolitik von Bund und Ländern und der Entwicklung der Schülerzahlen in den nächsten Jahren ab". (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 21.3.2013)