Die ÖVP steht für Individualismus, persönliche Freiheit, Privatsphäre und Freiheit von allzu viel staatlichen Eingriffen, richtig? Angeblich ja. Warum schlägt dann ÖVP-Obmann Vizekanzler Michael Spindelegger vor, Gemeindebaumieter, die zu viel verdienen, ausfindig zu machen, um ihnen höhere Mieten vorzuschreiben? Abgesehen davon, dass das administrativ gar nicht zu machen ist, will Spindelegger eigene schwarze Gemeindebau-Blockwarte ausschicken, um Einkommenskontrollen zu machen ("Der Pschisterer von der Zwarerstiagn hot si scho wieder an neichn Flatscreen kauft")? Das sind doch nur kindische Nadelstiche gegen die Wiener SPÖ.

Die Retourkutsche kam umgehend von Kanzler Werner Faymann: Dann werde man sich halt die vielen "Villenbesitzer" anschauen müssen, die Förderungen für ihre Prunkbauten beziehen. Das passt zwar eher zur grundsätzlichen Haltung der SPÖ, hat aber für die reale Situation ähnlich große Bedeutung wie Spindeleggers Schnapsidee. Außerdem würde auch das den Aufbau einer Überwachungsorganisation bedeuten, die den Daumen nach oben oder unten dreht: frecher Villenbesitzer oder braver, kleiner Häuslbauer?

Für leistbares Wohnen soll angeblich etwas geschehen. Vorläufig diskutieren der Kanzler und der Vizekanzler nur über den Unterschied zwischen kleinkariert und Pepita. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 21.3.2013)