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Efraín Ríos Montt im Gerichtssaal

Foto: REUTERS/Jorge Dan Lopez

Guatemala-Stadt/Puebla - Für seine Gegner ist er nur der "Schlächter der Indios": Vor 30 Jahren, in der schlimmsten Phase des Bürgerkriegs, war General Efraín Ríos Montt in ganz Guatemala gefürchtet. Am Dienstag zu Beginn des ersten Völkermordprozesses in Lateinamerika sitzt der 86-Jährige schweigend auf der Anklagebank. "Darauf gehe ich später ein", sagt er nach Verlesung der Anklage.

Als sich die Debatten endlos hinziehen, bittet er um eine Toilettenpause, seine beiden Bodyguards begleiten ihn. Doch in den kommenden Monaten wird er kaum umhinkönnen, sich anzuhören, was er tausenden Familien angetan hat. Es wird ein wegweisender und ein schmerzhafter Prozess sein für ein Land, das bis heute an den Folgen des Krieges leidet und in dem die Indigenamehrheit noch immer diskriminiert wird. Im Gerichtssaal sitzen Seite an Seite seine Gegner und seine Anhänger, Opfer und Täter.

Der Exgeneral steht wegen 1771 Morden vor Gericht, fast die Hälfte davon an Kindern. In den Bürgerkriegsjahren 1960 bis 1996 starben nach UN-Schätzungen insgesamt 200.000 Menschen, viele davon Zivilisten. Neben Montt muss sich der Geheimdienstchef José Mauricio Rodríguez Sánchez verantworten. Beide beteuern, von den Massakern nichts gewusst zu haben. Ihnen drohen bis zu 50 Jahre Haft.

Die Verteidiger hatten gehofft, ihren Mandanten bliebe der Prozess erspart, nachdem vor einigen Tagen Präsident Otto Pérez - selbst ein Bürgerkriegsgeneral - erklärt hatte, es habe in Guatemala keinen Völkermord gegeben. Doch die früher ineffiziente Justiz in Guatemala hat sich in den vergangenen Jahren unter der Obhut der UN-Kommission gegen Straffreiheit gemausert.

Staatsanwalt Orlando López erklärte: "Wir werden in diesem Verfahren beweisen, dass es einen Plan der militärischen Repression gegen die indigene Bevölkerung gab." Mehr als 130 Zeugen und 100 Experten sind geladen. (Sandra Weiss/DER STANDARD, 21.3.2013)