Sich kopfstehend abstrampeln und niemals zur Ruhe kommen: "Heavy Hat" (2008-2011), lebensgroßes Objekt des Duos Pors & Rao in Galerie Hilger Next. 

Foto: K. Stögmüller

Wien - Auf jährlich steigende Innenstadtmieten, die das Geld fressen, das man lieber in Kunst investieren möchte, hat Ernst Hilger keinen Bock mehr. Mit Ende des Monats ist Hilger Contemporary, der straßenseitige Zeitgenossen-Showroom seiner Galerie in der Dorotheergasse, daher Geschichte. Hilger, bereits 40 Jahre im Geschäft, verkleinert sich jedoch nicht, vielmehr wird expandiert. Auf dem Areal der alten Ankerbrotfabrik in Favoriten, wo Hilger bereits 2009 mit der Brotkunsthalle Quartier schlug, nutzte der 63-Jährige die Gelegenheit, den benachbarten Dachboden für den Ausstellungsbetrieb zu adaptieren.

Es war die letzte freitragende Halle auf dem Gelände, die noch verfügbar war, erzählt der Galerist mit Blick auf das rotbraune Gebälk von 1896. Darunter spannt sich ein weiter, von Dachfenstern belichteter und 400 Quadratmeter großer Raum auf. Mehr Platz für die Kunst, aber auch mehr Freiraum für Besucher. Früher seien hier die Zuckerbäcker von Ankerbrot gestanden, jetzt wackelt hier ein dank seines Heavy Hat auf dem Kopf stehendes Strichmännchen-Objekt wie ein Perpetuum mobile.

"Man will Kunst in entsprechender Umgebung sehen", kommentiert Hilger seine Entscheidung für mehr Platz und auch den Standort abseits des Zentrums, in den er in den letzten Jahren eine siebenstellige Summe gebuttert hat. Hilger ist bisher der einzige alteingesessene Galerist, der sich in das noch wenig angeschlossene Viertel hinter dem künftigen Hauptbahnhof vorwagte. Wer hierherkomme, interessiere sich wirklich und sei nicht zufällig in die Ausstellung geschneit. Um Besucher bangt er nicht; gemeinsame Eröffnungen, etwa mit Ostlicht, hätten bisweilen mehrere Tausend angelockt.

Womöglich an der Etablierung eines neuen, kunstaffinen Viertels beteiligt zu sein reizt Hilger. Zukunftsfroh nennt man sich nun Hilger Next und stieß mit dem Umzug auch den irgendwie beliebig gewordenen Suffix "Contemporary" ab. Unter dem neuen Label zeigt man aktuell animierte Objekte des Duos Aparna Rao und Søren Pors: Beseeltes mit bissig-ironischen Subtexten. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 21.3.2013)