Wien - Nicht dass er das Rampenlicht scheue, aber er brauche es einfach nicht, und noch weni- ger Selbstbeweihräucherung, sagt Hans-Dieter Ernst, Chef von Ernsting's Family. Das nordrhein-westfälische Familienunternehmen zieht seit mehr als 40 Jahren ohne viel Aufsehen ein Netz an Modefilialen auf. Gut 10.000 Mitarbeiter setzen an 1.650 Standorten fast 900 Millionen Euro um. Still und leise siedelte sich Ernsting's Family nun auch in Österreich an.

50 Filialen quer durch die Bundesländer haben die Deutschen in den vergangenen zweieinhalb Jahren in Österreich eröffnet. 60 weitere sind in den kommenden drei Jahren geplant, gut 20 davon noch heuer. Expandiert wird in Bezirksstädte, Einkaufscenter und Fachmärkte. Bis 2014 soll das Geschäft hierzulande Gewinne bringen. Bedient werden überwiegend Frauen und Kinder - neben Mode auch mit Wohnaccessoires.

Österreich ist für die Textilkette, die sich vor sechs Jahren von Coesfeld aus gen Süden aufmachte, der erste Auslandsmarkt. Verdrängungswettbewerb gebe es da wie dort, letztlich koche auch der Mitbewerb nur mit Wasser, meint Ernst. C&A sei ein großer Konkurrent, Takko, Kik und NKD ebenso.

"Schlechter Beigeschmack"

In einen Topf mit dem Diskont werfen lassen will er sich nicht. Zu schlecht sei der Beigeschmack der Billigbranche, was sich viele Unternehmen freilich selbst zuzuschreiben hätten, fügt er hinzu.

Textilien, die zu menschenwürdigen Bedingungen erzeugt würden, ließen sich schlicht nicht unter einem gewissen Preis verkaufen. Wie viele andere Ketten lasse auch Ernsting's Family in Bangladesch produzieren. Doch jede einzelne der 35 Fabriken werde selbst inspiziert. Er sei drei, vier Mal im Jahr in Asien, sehe sich die Werkseigentümer persönlich an, klettere dabei mitunter auch auf Kläranlagen, versichert Ernst. An Preiserhöhungen führe langfristig kein Weg vorbei. Wichtig dabei sei das Vertrauen der Kunden, dass ihr Geld nicht die Profite der Händler, sondern die Löhne der Arbeiter erhöhe. Dass Mode stets im Brennpunkt stehe, die Arbeitsbedingungen in der Handyindustrie jedoch nur selten hinterfragt würden, finde er im Übrigen pervers.

Ernsting's Family setzt in Österreich mittlerweile 20 Millionen Euro um. Filialleiter gibt es nicht, die Mitarbeiter organisieren sich in den Geschäften selbst.

Die flaue Konjunktur mache der Textilbranche aktuell weniger zu schaffen als das Wetter, sagt Ernst. Bei 15 Zentimeter Schnee in Hamburg kaufe sich keiner eine dünne Frühjahrsbluse. Die immer wieder neu aufflammende Debatte um die Sonntagsöffnung in Österreich betrachtet er pragmatisch. Solange sie wie vielerorts in Deutschland begrenzt bleibe und Eventcharakter besitze, spreche ja nichts dagegen. "Doch exzessiv längere Öffnungszeiten verhelfen sicherlich nicht zu höheren Umsätzen." (vk, DER STANDARD, 21.3.2013)