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Der Österreicher Wolfgang Prock-Schauer (56) war früher bei der AUA und sitzt seit Jänner im Cockpit von Air Berlin, wo der Rotstift regiert.

Foto: reuters/FABRIZIO BENSCH

Es hätte noch schlimmer kommen können für Wolfgang Prock-Schauer. Erst seit Jänner ist der Österreicher Chef von Air Berlin, und am Mittwoch präsentierte er in der deutschen Hauptstadt die Bilanz für 2012.

In dieser wurde zum ersten Mal seit 2007 wieder ein Gewinn ausgewiesen, unterm Strich verdiente die trudelnde Airline 6,8 Millionen Euro. Dabei half nicht nur das Sparprogramm, das noch Prock-Schauers Vorgänger Hartmut Mehdorn aufgelegt hatte, sondern vor allem der Verkauf des Vielfliegerprogramms "Topbonus" an den Großaktionär Etihad Airways.

Derlei Tafelsilber steht 2013 nicht zum Verkauf an. Doch Prock-Schauer gab sich grundsätzlich optimistisch, was die Sanierung der Airline angeht: "Wir gehen mit viel Elan ans Werk."

Nur noch 143 Maschinen bis Ende 2013

Die Flugzeugflotte, die bereits um 15 auf 155 Maschinen reduziert wurde, soll Ende 2013 aus nur noch 143 Maschinen bestehen. 180 von 900 geplanten Stellenstreichungen sind seit Anfang Jänner erfolgt. Doch Air Berlin sitzt immer noch auf einem Schuldenberg von 770,2 Millionen Euro, 2012 waren es 813 Millionen Euro.

Zahlen für 2013 wagt Prock-Schauer nicht vorzulegen. Er erklärt aber, das Ziel seien "operative Profitabilität und eine schwarze Null". Allerdings muss er auch einräumen, dass es noch eine Zeit lang dauern wird, bis der Sparkurs greift: "Unsere volle Flughöhe werden wir bis Ende 2014 erreichen." Derzeit sei der "Transformationsprozess" noch in vollem Gange. Auch im Geschäftsbericht 2012 heißt es: "Das Geschäftsjahr 2013 wird zu einem Jahr des Umbaus und der Verwirklichung wesentlicher Zwischenschritte."

Was ihn denn von seinem oft recht unbeherrschten Vorgänger Mehdorn unterscheide, wird der Österreicher Prock-Schauer auch noch gefragt. Einen Vergleich mag er nicht ziehen, doch er antwortet: "Ich bin ruhig und besonnen und versuche, Brücken zu bauen."

Verdi ruft Warnstreiks aus

Misstöne gibt es hingegen zwischen dem Management und den Beschäftigten der Lufthansa. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat, um ihren Gehaltsforderungen Nachdruck zu verleihen, für den heutigen Donnerstag zu Warnstreiks auf deutschen Flughäfen aufgerufen.

Europas größte Fluggesellschaft strich daraufhin 500 Flüge in der Zeit zwischen fünf und zehn Uhr morgens. Verdi fordert vor der nächsten Verhandlungsrunde am Freitag für die 33.000 Beschäftigen der Lufthansa 5,2 Prozent mehr Gehalt mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Airline hingegen besteht auf einer Nulllohnrunde. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 21.3.2013)