Köln - Angesichts bevorstehender Warnstreiks hat die Lufthansa für Donnerstag hunderte Flüge gestrichen. Auf sechs großen deutschen Flughäfen fallen "nahezu alle Deutschland- und Europaflüge" aus, wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte. Die Gewerkschaft ver.di will mit den Ausständen auf den Flughäfen sowie an weiteren Standorten vor den anstehenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Lufthansa erhöhen.

Eine veröffentlichte Liste umfasste fast 480 gestrichene Flüge am Donnerstag. "Mit weiteren streikbedingten Streichungen wird nicht mehr zu rechnen sein", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Demnach wurden "viele Flüge vorsorglich gestrichen, um den Kunden Planungssicherheit zu geben". Obwohl die Lufthansa nach eigenen Angaben Arbeitsniederlegungen zwischen 05.00 und 12.00 Uhr erwartet, erstrecken sich die veröffentlichten Ausfälle "wegen Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb" bis in den späten Nachmittag.

Von den Streiks betroffen sind den Lufthansa-Angaben zufolge unter anderem Deutschlands größter Airport in Frankfurt am Main sowie Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Köln. Beim Flug- und Abfertigungsbetrieb seien wegen der Ausstände "erhebliche Beeinträchtigungen", darunter lange Wartezeiten, zu erwarten, teilte die Lufthansa mit. Demnach sollen aber zumindest Langstreckenflüge an den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf "nach Möglichkeit" stattfinden.

Kostenfrei stornieren oder umbuchen

Passagieren, deren Flüge gestrichen wurden, bietet Lufthansa die Möglichkeit an, kostenfrei zu stornieren oder umzubuchen. Germanwings, ein Tochter-Unternehmen der Lufthansa, muss wegen der Warnstreiks nach eigenen Angaben keine Flüge streichen. Allerdings seien am Donnerstag Verzögerungen bei der Abfertigung sowie Verspätungen zu erwarten, teilte Germanwings mit.

Zu den Warnstreiks aufgerufen sind nach Angaben einer ver.di-Sprecherin Techniker, das Bodenpersonal und teilweise auch das Kabinenpersonal. Die Gewerkschaft hatte den Streikaufruf Mittwoch früh, zwei Tage vor der zweiten Verhandlungsrunde mit Lufthansa, öffentlich gemacht. In der ersten Gesprächsrunde hätten die Arbeitgeber einen "völlig inakzeptablen Forderungskatalog" vorgelegt, erklärte Christine Behle, Mitglied im Bundesvorstand von Verdi.

Laut ver.di forderte die Lufthansa neben einer Nullrunde bis Jänner 2015 auch eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde. Gleichzeitig sollen demnach bis Jänner 2015 auch Steigerungsstufen bei den Mitarbeiterentgelten ausgesetzt werden. Vorgesehen sei daneben, dass Teile der Bezahlung der Mitarbeiter vom Geschäftserfolg abhängig gemacht werden. Verdi habe diese Forderungen abgelehnt.

Die Tarifverhandlungen bei der Lufthansa hatten Ende Februar begonnen. ver.di fordert für rund 33.000 Beschäftigte des Konzerns 5,2 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Gewerkschaft will daneben Verbesserungen für die Auszubildenden der Fluggesellschaft. Auch das Thema Beschäftigungssicherheit steht für die Gewerkschaft auf der Tagesordnung.

Die Lufthansa durchläuft derzeit ein Sparprogramm. Der Konzern will unter anderem weltweit 3500 Stellen in der Verwaltung streichen und dadurch zusammen mit anderen Schritten sein Ergebnis im laufenden Geschäft um 1,5 Mrd. Euro verbessern. (APA, 20.3.2013)