Bild nicht mehr verfügbar.

Im offenen Wagen, ohne schützendes Panzerglas, fuhr Franziskus einige Runden über den Petersplatz, um möglichst vielen Gläubigen nahe zu sein.

Foto: AP Photo/Angelo Carconi

"Du bist von weither gekommen und hast uns mit deiner Einfachheit gewonnen." Ein handgeschriebenes Spruchband, das Gläubige auf dem Petersplatz in die Höhe hielten, kennzeichnete das Klima, in dem am Dienstag in Rom die offizielle Amtseinführung des neuen Papstes stattfand. In der Diktion des neuen Oberhirten handelte es sich lediglich um "den Dienstantritt des neuen Bischofs von Rom".

Um den rund 300.000 Gläubigen nahe zu sein, fuhr der Papst mehrmals über den Petersplatz - nicht hinter dem Panzerglas des weißen Papamobils, sondern in einem offenen Jeep. Mehrmals ließ er den Wagen anhalten, um einen Behinderten zu streicheln oder Kinder zu küssen. Mit einer einfachen weißen Soutane fuhr er durch ein Meer von Menschen und wehenden Fahnen, unter denen die weißblauen Farben Argentiniens dominierten.

Statt der handgenähten Lederschuhe der Päpste trug Jorge Mario Bergoglio unauffällige Straßenschuhe. Auch der Ring, den ihm Kardinaldekan Angelo Sodano überreichte, wurde auf Wunsch des Papstes nicht aus Gold, sondern aus Silber gefertigt. Die Übergabe des Rings und des Palliums, einer aus Schafwolle gefertigten Stola, markierten den offiziellen Beginn des Pontifikats.

Signal für Ökumene

Stellvertretend für alle Purpurträger gelobten sechs Kardinäle dem Kirchenoberhaupt Gehorsam. Vor 132 Delegationen aus aller Welt fiel die traditionell prunkvolle Zeremonie auf Wunsch des Papstes diesmal bescheidener aus. Erstmals seit dem Schisma vor fast 1000 Jahren nahm in der Person von Bartholomaios I. auch ein ökumenischer Patriarch an der Amtseinführung eines Papstes teil. In seiner Predigt rief Franziskus die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zur "Bewahrung der Schöpfung, zur Achtung vor jedem Geschöpf Gottes und der Umwelt" auf: "Lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg unserer Welt begleiten." Leider gebe es in jeder Epoche Menschen wie Herodes, "die Pläne des Todes schmieden". Hass, Neid und Hochmut verunreinigten aber das Leben. "Habt keine Angst davor, Güte und Zärtlichkeit zu zeigen", rief der Papst der Menge zu, die er gleichzeitig zur "Liebe für die Ärmsten, Schwächsten und Geringsten" mahnte.

Fast 1000 Polizeibeamte waren auf dem Petersplatz im Einsatz. Zum Schutz der 31 Staatsoberhäupter, elf Regierungschefs und sechs Monarchen, die zur Zeremonie in die italienische Hauptstadt gekommen waren, waren umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Alle Straßen rund um den Vatikan wurden für den Verkehr gesperrt, 1000 Angehörige des Zivilschutzes betreuten die Menge, Ärzte versorgten medizinische Notfälle. 500 Priester spendeten den Gläubigen die Kommunion. Anschließend begrüßte der Papst über eine Stunde die offiziellen Gäste, unter ihnen die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner, US-Vizepräsident Joe Biden und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Österreich war durch Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Feymann und Außenminister Michael Spindelegger vertreten. Ungebetenster Gast war Zimbabwes autokratischer Präsident Robert Mugabe.

Die Tageszeitung La Repubblica brachte am Dienstag Details über das jüngste Konklave. Angelo Scola habe im ersten Wahlgang 35 Stimmen erhalten, Bergoglio 20, der Kanadier Marc Ouellet 15. Dagegen sei der Brasilianer Odilio Scherer "nie wirklich im Rennen gewesen".Nach dem dritten Wahlgang habe Scola an Zustimmung verloren. Bergoglio sei schließlich mit fast 100 von insgesamt 115 Stimmen gewählt worden. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 20.3.2013)