Der schwedische Netzwerkbauer Ericsson und der französische Chipkonzern STMicroelectronics ziehen einen Schlussstrich unter ihren gemeinsamen Ausflug ins Halbleitergeschäft für Mobiltelefone. Die Partner gaben am Montag bekannt, einzelne Bereiche des Joint Ventures ST-Ericsson untereinander aufzuteilen und den Rest zuzusperren. Etwa 1.600 Arbeitsplätze werden gestrichen, davon 50 bis 80 in Deutschland.

2008 gegründet

ST-Ericsson war 2008 gegründet worden und hat es seither nie in die schwarzen Zahlen geschafft. Die Suche nach einem Käufer brachte nicht den gewünschten Erfolg. "Alle möglichen Szenarien wurden erwogen, die heute bekanntgegebene Lösung gehörte immer dazu", sagte STMicro-Chef Carlo Bozotti.

Bis Herbst wollen die Partner ST-Ericsson abgewickelt haben. Der skandinavische Netzwerkbauer und Marktführer Ericsson übernimmt das Geschäft mit Smartphonechips der neuesten Generation (LTE). Wann er damit erstmals einen Gewinn erzielen will, sagte Ericsson nicht. In die Hände von STMicro wandert ein Teil des übrigen Produktportfolios sowie einige Fabriken und Testeinrichtungen. Rund 1.800 Mitarbeiter der verbliebenen 4.450 Mann zählenden ST-Ericsson-Belegschaft wechseln zu Ericsson. Dazu gehören vor allem die Angestellten in Schweden, Deutschland, Indien und China. Rund 950 kommen bei STMicro unter, die meisten in Frankreich und Italien.

400 Millionen Euro

Um die Abwicklung des gescheiterten Gemeinschaftsunternehmens kümmert sich der bisher für das Tagesgeschäft zuständige Vorstand Carlo Ferro, der dem zurückgetretenen ST-Ericsson-Chef Didier Lamouche folgt, wie Ericsson mitteilte. Die Schweden kostet der Ausstieg aus dem gescheiterten Joint Venture knapp 400 Mio. Euro, entsprechende Rückstellungen sind bereits erfolgt. Die Franzosen bezifferten ihre Sonderlasten auf bis zu 345 Mio. Euro und damit etwas weniger als bisher erwartet. Bei Anlegern kam dies gut an. Während die STMicro-Aktie mehr als vier Prozent zulegte, gab das Ericsson-Papier 1,7 Prozent nach.

STMicro und Ericsson kamen bei ST-Ericsson nie auf einen grünen Zweig. Die Firma verfügte weder über innovative Produkte noch über eine gute Kostenbasis. Das Gemeinschaftsunternehmen litt vor allem unter dem Niedergang seines Hauptkunden Nokia, neue Kunden konnte das Unternehmen kaum gewinnen. Die asiatische Konkurrenz erwies sich als zu schlagkräftig, sie produzierte günstiger und reagierte schneller auf Änderungen bei der Nachfrage.

ARM setzt auf Forschung und Entwicklung

Der britische Wettbewerber ARM setzt deswegen weniger auf die Herstellung als auf Forschung und Entwicklung. Der deutsche ST-Rivale Infineon war beispielsweise frühzeitig aus dem hart umkämpften Markt für Handy-Halbleiter ausgestiegen und hatte den Bereich an Intel verkauft. Die Amerikaner haben bisher mit der Sparte wenig Glück. Ihre LTE-Chips kommen spät auf den Markt, zudem verloren sie Apple als einstigen Infineon-Stammkunden, ihre Mobilfunkkomponenten wurden aus den aktuellen Generationen von iPhone und iPad verbannt. (APA/Reuters, 18.3.2013)