London - Führende Notenbanker fordern eine Ablösung der durch einen Manipulations-Skandal ins Gerede gekommenen Interbanken-Zinssätze wie Libor und Euribor. Es wäre besser, Referenz-Zinssätze zu verwenden, die auf tatsächlichen Transaktionen am Markt beruhten, heißt es in der Studie einer Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des britischen Notenbank-Chefs Mervyn King. "Klar ist, dass Zentralbanken eine wichtige Rolle bei der Entwicklung alternativer Referenzzinssätze spielen müssen", sagte King. Aus Deutschland gehören Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret und einer seiner Mitarbeiter der Arbeitsgruppe an.

Bei Libor und Euribor melden Banken die Zinsen, zu denen sie glauben, sich von anderen Instituten Geld leihen zu können. Das macht die Zinssätze manipulationsanfällig. Zugleich hängen davon aber Finanzmarkt-Transaktionen im Billionen-Volumen ab - von Hypotheken- bis hin zu Kreditkartenzinsen. Barclays, die UBS und die Royal Bank of Scotland haben für die Meldung falscher Daten bereits hohe Geldbußen bezahlt, ermittelt wird auch gegen die Deutsche Bank.

Als alternative Richtgrößen nennen die Notenbanker etwa die Zinssätze, zu denen sich Banken über Nacht Geld leihen, Index-Swap-Zinssätze oder Zinswetten zwischen den Instituten, die sich auf deren Zinserwartungen beziehen. Die Bedeutung unbesicherter Geld-Transaktionen, auf denen Libor und Euribor fußen, hat seit der Finanzkrise drastisch abgenommen. In der Krise von 2008 und 2009 war der Interbankenmarkt komplett ausgetrocknet. Deshalb fordert die Arbeitsgruppe, Möglichkeiten zu schaffen, dass die Banken in solchen Situationen auf andere Zinssätze zurückgreifen können.

Die Notenbanken könnten sich in bestimmten Fällen auch selbst an der Ermittlung der Referenz-Zinssätze beteiligen, wie das in einigen Ländern schon geschieht, heißt es in der Studie. Libor und Euribor werden von der privaten Bankenvereinigung BBA ermittelt, zusammengetragen und verbreitet werden sie seit 2005 von Thomson Reuters. (APA/Reuters, 18.3.2013)