Dieser Tage kommt die neue große Tiger zu den Händlern. Sie heißt jetzt Tiger Sport, ist stärker und so gar nicht mehr fürs Gelände gebaut

Big Enduros sind im Grunde die perfekten Reisemaschinen. Sie sind stark, man sitzt aufrecht, und sie fühlen sich auf der Autobahn genauso wohl wie auf der Schotterstraße, abseits der Zivilisation. Hierzulande werden die Schotterstraßen immer weniger, die Big Enduros aber immer mehr. Triumph hat recht bald erkannt, dass die meisten mit ihrem Schlachtross freiwillig nicht von der Straße runterfahren und hat die Tiger recht früh eindeutig dahingehend getrimmt.

Foto: triumph

Ducati sprang später mit der Multistrada ebenfalls auf den Zug auf. Brachiale Gewalt ersetzte die Möglichkeit, das Motorrad im Stehen fahren zu können. Ein Horror für echte Enduristen und Abenteurer – ein Traum für Gasselhatzerl und Streckenrekordhalter auf der Haustour.

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Während Triumph der Tiger Explorer die Offroadgene lässt, faceliften die Briten die 1050er Tiger, trimmen sie weiter in Richtung Straße und verpassen ihr das Wort Sport als zweiten Vornamen. Der fette 180er-Hinterreifen bleibt, er dreht sich jetzt aber an einer Einarmschwinge. Das Heck ist eine Neukonstruktion, und auch die Front schaut frischer aus. Die Techniker in Hinkley haben zudem die Ärmel aufgestrickt, damit sie diese nicht schmutzig machen, wenn sie aus dem 1050 Kubikzentimeter großen Dreizylinder weitere 10 PS an Leistung und 6 Newtonmeter mehr Drehmoment kitzeln.

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Bei rund 240 Kilogramm Motorrad und gut 80 Kilogramm Fahrer, muss man aber wohl schon sehr sensibel sein, um den Leistungszuwachs von 115 auf 125 PS zu spüren. Deutlich spürt man jedoch, dass die Sport besser geht als die Vorgängerin. Triumph bedient sich nämlich eines einfachen Mittels, mit dem wir seinerzeit schon bei den Mopeds getrixt haben: Die Sport bekommt hinten einfach ein Ritzel mit einem Zahn mehr und sprintet damit gleich deutlich agiler.

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Bad News aus Hinkley gibt es aber für Großgewachsene. Die Tiger Sport hat eine neue Sitzgeometrie bekommen. Der Lenker rückt näher an den Fahrer. Beide, Fahrer und Beifahrer, sitzen nun tiefer. Wer sich auf der 1050er Tiger richtig wohl gefühlt hat, wird jetzt also die Beine hoch nehmen und die Ellenbogen anwinkeln müssen. Zudem droht ohne Tourenscheibe, dass es auf der Autobahn turbulent wird, rund um den Helm.

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Wer bisher auf die Tiger verzichtet hat, weil sie oder er sich das Ampelballett – jedem roten Lichterl auf den Zehenspitzen entgegenzutänzlen – ersparen wollte, kann auch noch nicht aufatmen und ins Gesparte greifen. Zwar rückt der Lenker näher, aber mit einer verbleibenden Sitzhöhe von 830 Millimeter g'langt immer noch nicht jeder runter. Bleibt nur der Weg zum Schuachtandler des Vertrauens und der Griff zu ein paar Platteaupatschen.

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Apropos Beinschmuck. Die Tiger Sport hat neu entwickelte, komplett einstellbare Federbeine. Die Bremserei wurde überarbeitet – das ABS ist abschaltbar – und auch bei den Koffern hat sich was getan: Das Topcase verbindet sich beim Montieren selbstständig mit der Bordstromversorgung. Die Seitenkoffer sind größer geworden, sodass jetzt auch ein Integralhelm verstaut werden kann.

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Die Triumph Tiger Sport steht bereits in Diabolo Red und Crystal White bei den Händlern und kostet 14.590 Euro.

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Triumph Tiger Sport

Motor: 3 Zylinder-4-Takt-Reihenmotor
Hubraum: 1050 ccm
Leistung: 92 kW (125 PS) bei 9.400 U/min
Drehmoment: 104 Nm bei 4.300 U/min
Kraftübertragung: O-Ring-Kette
Radaufhängung vorne: 43 mm USD-Gabel
Radaufhängung hinten: Showa Monoshock
Bremse vo.: 2-Scheibenbremse, Ø 320 mm, 4-Kolben, ABS
Bremse hi.: Scheibenbremse, Ø 220 mm, 2-Kolben, ABS
Reifen vorne: 120/70 ZR17, hinten: 180/55 ZR17
Gewicht vollgetankt: 235 kg
Sitzhöhe: 830 mm
Preis: ab 14.590 Euro

(Guido Gluschitsch, derStandard.at, 18.3.2013)

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