Washington/Berlin - Die in Berlin geborene Debra Milke (49) kommt nach 22 Jahren in einer US-Todeszelle wahrscheinlich frei. Ein Berufungsgericht in San Francisco hat die 1990 verhängte Todesstrafe gegen die Frau aufgehoben. In der am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung spricht Richter Alex Kozinski von einem "besorgniserregenden Fall". Milke habe damals keinen fairen Prozess erhalten. Der Hauptzeuge, ein Ermittler der Polizei, sei für Lügen unter Eid und anderes Fehlverhalten bekanntgewesen.

Keine direkten Beweise

Milke sitzt wegen Anstiftung zum Mord im US-Staat Arizona in der Todeszelle. Die in Berlin geborene und in den USA aufgewachsene Tochter eines Amerikaners und einer Deutschen hat stets auf ihre Unschuld gepocht. Sie war dafür verurteilt worden, 1989 zwei Männer angestiftet zu haben, ihren vier Jahre alten Sohn zu erschießen.

Richter Kozinski zufolge gab es keine direkten Beweise oder Augenzeugen, die Milke mit der Tat in Verbindung gebracht hätten. In dem Prozess sei es um ihre Aussage gegen die Aussage des Polizeiermittlers gegangen. Die Jury haben dem Detektiv geglaubt, ohne zu Wissen, das der Beamte eine "lange Vorgeschichte" als Lügner hatte.

Die Staatsanwaltschaft in Arizona muss nun innerhalb eines Monats entscheiden, ob der Fall neu vor Gericht gehen soll. Ansonsten soll Milke nach Anordnung eines Bezirksgerichts freigelassen werden. (APA, 15.3.2013)