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Griechenland scheint jetzt einmal gerettet zu sein.

Foto: Reuters/Kolesidis

Wien - Als im November des Vorjahres ein weiteres Griechenland-Paket geschnürt wurde, waren die Geberländer um Understatement bemüht. Mit 15 Millionen hat damals Finanzministerin Maria Fekter den Anteil der Kosten beziffert, die Österreich für das finanzielle Überleben Athens schultern muss. Es handelte sich dabei um die Belastung, die durch Stundung und Zinssenkung der bisher gewährten Kredite besteht.

Über den weit größeren Teil der Hilfe wurde wenig Aufhebens gemacht: Das Eurosystem spendet die Gewinne aus den Stützungskäufen griechischer Staatsanleihen dem angeschlagenen Land und sorgt damit für eine kräftige Schuldenreduktion. Auf die dem Bund gehörende Oesterreichische Nationalbank entfallen 281 Millionen Euro. Heuer sind es 61 Millionen, 2014 55 Millionen, dann 42 und 32 Millionen. Von 2017 bis 2038 kommen kumuliert weitere 91 Millionen Euro hinzu. Diese Zahlen gehen aus einem Gesetzesentwurf des Finanzministeriums hervor. Die Überlassung der Gewinne macht nämlich eine Novelle zum Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz erforderlich.

Zinsen der Euroländer senken

Zur Erinnerung: Das Eurosystem - zu ihm zählen Europäische Zentralbank und nationale Notenbanken - hat mit einem Programm für Wertpapierkäufe (Secondary Market Program; SMP) versucht, die massiv gestiegenen Zinsen auf Staatsanleihen der Krisenländer zu senken. Gekauft wurden die Bonds wegen des Risikos mit deutlichen Abschlägen, im Falle Griechenlands von rund 50 bis 60 Prozent. Refundiert wird von Athen aber das volle Nominale, also 100 Prozent, weshalb die Notenbanken einen hübschen Gewinn einstreifen.

Sie dürften gut 40 Milliarden Euro in griechische Staatsanleihen investiert haben, wobei es bis vor kurzem keine Angaben der Europäischen Zentralbank dazu gab. Erst im Februar hat sie dann erstmals ihren Anleihenbestand aus dem SMP beziffert. In Griechenland war sie mit 33,9 Milliarden Euro engagiert. Allerdings sind in der Zwischenzeit schon mehrere Anleihen ausgelaufen, das gesamte Engagement war somit deutlich höher. Den Profit müssen die Euro-Notenbanken nun nach Athen weiterleiten. Genauer gesagt: Sie schütten eine höhere Dividende an die Euroländer aus, die den SMP-Profit dann transferieren.

Der Verfall der Anleihekurse hat Griechenland noch eine Erleichterung gebracht. Die ausständigen Schulden privater Gläubiger wurden zum niedrigen Marktwert zurückgekauft. Das Experiment gelang, weil die Inhaber der Papiere einen weiteren Schuldenschnitt befürchteten und deshalb zum Ausstieg mit Verlusten bereit waren. In Summe sorgen die drei Maßnahmen - Zinserleichterung, Eurosystem-Kursgewinne und Schuldenrückkauf - dafür, dass eine aufgetretene Finanzierungslücke von 14 Mrd. Euro vorerst geschlossen wurde. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; 16.3.2013)