Der Renault Clio darf als Grandtour einen Rucksack tragen und innen akustisch auf dicke Hose machen. Der Clio R.S. bekommt einen Turbo - und eine Launch Control

Da steht er an der roten Ampel, der Clio Grandtour, und wie ein Gestörter dreht der Fahrer den Motor alle paar Sekunden auf 2000 Touren hoch und grinst dabei wie ein kleines Kind vorm Weihnachtsbaum. Für die Fußgänger bietet sich eine sonderbare Szenerie. Wer gasstoßt schon einen 90-PS-Turbodiesel an der Ampel?

Foto: renault

Im Clio drinnen ist aber das große Kudern ausgebrochen. Der Fahrer kann gar nicht anders, als immer wieder leicht aufs Pedal zu steigen. Dann öffnet er auch noch das Fenster, streckt den Kopf raus, tritt erneut aufs Gas und grinst.

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Während der Clio draußen ganz normal wie ein zugestoppelter Turbodiesel klingt, dröhnt im Inneren des Wagens der herrlich rotzige V6-Sound des Clio R.S., den es so leider nicht mehr gibt. Der böse Klang kommt - aus den Lautsprechern des Autoradios.

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Gleich aus mehreren Fahrzeugen kann man sich die Lieblingsklangkulisse wählen - vom futuristischen Zwitschern eines Ufos auf Rädern bis hin zum bösesten aller je gebauten Clios. R-Link heißt das System, welches da den Autonarren in den Bann zieht und erstmals im Clio eingesetzt wird.

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Wir pfeifen ja sonst auf den Elektrofirlefanz, der uns während der Fahrt E-Mails vorliest, die günstigste Tankstelle in der Umgebung sucht oder uns mit den wichtigsten Schlagzeilen diverser Internetportale versorgt. Aber einen biederen Diesel wie einen Sechszylinder fauchen zu lassen, das treibt uns die Freudentränen in die aufgerichteten Mundwinkel.

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Wer dabei noch daran denkt, dass der Grandtour um mehr als 20 Zentimeter länger ist als sein fünftüriger Bruder und damit fast 1200 Liter Gepäck schluckt ...

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... oder vier erwachsenen Menschen artgerecht Platz bietet, der braucht das neue R-Link nicht.

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Genauso unnötig und trotzdem lustig - und damit zur anderen der beiden Clio-Neuheiten - ist die Launch Control, die im neuen Clio R.S. serienmäßig ist.

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Sie ist noch dazu einfach bedient: Man zieht beide Schaltwippen, die an sich das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe steuern, zum Lenker, tritt gleichzeitig Brems- und Gaspedal.

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Dann braucht man nur mehr alles loslassen, was kein Gaspedal ist, und der Clio fliegt regelrecht los. Für 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der 1,6-Liter-Turbo gut.

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Die Assistenzsysteme lassen sich im Race-Modus komplett abschalten - dann schaltet der R.S. auch nicht automatisch hoch, sondern dreht in den Begrenzer.

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Wer gern sportlich fährt, kommt um das Cup-Fahrwerk aber nicht herum. Mit den normalen Federn wirkt der Sport-Clio weich und poltert bei kurzen Schlägen. Sonst ist der Clio R.S. eine wunderschöne Kombination aus kompaktem Familienauto mit recht sportlichem Antritt.

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Auch wenn dem Turbo-Benziner mit dem feinen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe nun doch etwas vom Charme des Vorgängers fehlt. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 15.3.2013)

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