Die oberösterreichischen Arbeitnehmer waren 2012 laut OÖ. Gebietskrankenkasse durchschnittlich an 13,2 Kalendertagen pro Jahr krank gemeldet - das sind maximal 9,5 Arbeitstage, noch ohne Bereinigung auf Grund von Teilzeitbeschäftigung. Dennoch wettern Wirtschaftsvertreter laut Arbeiterkammer in regelmäßigen Abständen gegen angeblich "krank feiernde" Arbeitnehmer. "Das ist nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern auch ziemlich zynisch", kritisiert AK-Präsident Johann Kalliauer.

Rund 35 Prozent aller Versicherten waren letztes Jahr gar nicht im Krankenstand. Die Hälfte aller Fehlzeiten entfiel auf nur fünf Prozent der Beschäftigten - das sind oft chronisch und schwer kranke Menschen. Die tatsächlich stark steigende Zahl an psychischen Krankheiten äußert sich nicht in der Statistik, weil laut AK-Arbeitsgesundheitsmonitor 40 Prozent aller Beschäftigten krank zur Arbeit gehen um ihre Verantwortung wahrzunehmen und ihren Job nicht zu verlieren.

Krank zur Arbeit zu gehen hat schlimme Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für Unternehmen und Gemeinwesen, weil die dadurch entstehenden Kosten höher sind als jene für Krankenstände. "Darum ist es höchst an der Zeit, all jene Umstände zu ändern, die die Leute krank machen", sagt Kalliauer. Er fordert daher eine Arbeitszeitverkürzung, den Abbau von Überstunden sowie die Möglichkeit, seine Arbeitszeit je nach Lebensphase gestalten zu können - etwa durch das Recht, zwischen Vollzeit und Teilzeit zu wechseln.

Der AK-Präsident wünscht sich auch ein stärkeres Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte beim Personalstand und bei der Arbeitsorganisation um Arbeitsverdichtung zu verhindern. Unternehmen, die gemeinsam mit Betriebsrat und Mitarbeitern auf gute Arbeitsbedingungen achten sollen im Rahmen eines Bonus-Malus-Systems belohnt werden. Im Gegenzug sollen laut Kalliauer  Betriebe mit krankmachenden Arbeitsbedingungen für den Schaden, den sie anrichten, zahlen müssen. (red, derStandard.at, 14.3.2013)