Jazz statt Walzer, Fracking statt Frack: Die USA geben nicht nur bei Energie den Ton an, sie trumpfen auch mit ihrer Industrie wieder auf. Eine Welle von Betriebs- ansiedlungen schwappt über den Staat, wie sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten lang nicht gesehen hat. Und das deshalb, weil Energie sehr wenig kostet. Mittels Hydraulic Fracturing - kurz Fracking - wird in großem Stil Öl und Gas aus Schiefergestein geholt. Umweltverbände stöhnen zwar, doch die Industrie freut's. Auch die Voest.

Gut 550 Millionen Euro wollen die Linzer investieren, in Texas, in ein Werk für Eisenbriketts. Per Schiff sollen diese nach Europa gebracht und in Linz oder Donawitz zu Blech und Schienen verarbeitet werden. Bei Energiepreisen, die ein Viertel der europäischen betragen, fällt der Transport kaum ins Gewicht. Und die Umwelt, das Schweröl der Schiffsmotoren? Geschenkt. Es geht um Wettbewerbsfähigkeit, ums Überleben in der globalisierten Welt.

Die alte Vöest hat in den 1980er-Jahren - angelockt von billigem Strom und Schrott - schon einmal einen Ausflug in die USA gemacht. Bayou hieß das Werk, das aus den Sümpfen Louisianas gestampft wurde. Kaum war es fertig, drehte der Markt. Schrott und Strom verteuerten sich über Nacht, Bayou wurde zum Schilling-Milliarden-Loch. Ähnliches könnte sich in Corpus Christi wiederholen, auch wenn das niemand wünscht. Darauf zu setzen, dass Energie auf lange Zeit billig bleibt, ist jedenfalls riskant. (Günther Strobl, DER STANDARD, 14.3.2013)