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Das Fazit des Studienleiters Harald Mangge: "Die Identifizierung von übergewichtigen oder fettleibigen Menschen mit kleinen oder nur geringen Herzkreislauf-Risiko-Parametern ist wichtig. Für sie müssen in Zukunft möglicherweise andere, weniger aggressive Therapieempfehlungen gelten."

Foto: Reuters/TOBY MELVILLE

Graz - Adipositas geht häufig mit Erkrankungen des Gefäß- und Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Arteriosklerose bis hin zum Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes einher. Im Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-Risiko haben Grazer Forscher nun die Harnsäure als aussagekräftigen Indikator identifiziert.

Bei den meisten Betroffenen verursacht Fettleibigkeit eine Insulinresistenz, was wiederum zu Erkrankung an Typ-2-Diabetes sowie zu weiteren Begleitkrankheiten des Stoffwechsels führt. "Dies kann bei einer Vielzahl an Patienten beobachtet werden, aber nicht bei allen", erklärt Harald Mangge, der seit mehr als zehn Jahren in der Steiermark übergewichtige Kinder und Erwachsene untersucht und metabolische Frühveränderungen und pathologischen Folgezustände erhebt.

Harnsäurewert als robuster Indikator

"Eine Subgruppe zeigt überhaupt keine oder gering ausgeprägte Risikofaktoren wie Insulinresistenz, subklinische Entzündungen, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen", so Mangge. In der jüngsten Datenanalyse ist man am Klinischen Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik in Graz daher der Frage nachgegangen "wie sich stoffwechsel-gesunde von stoffwechsel-kranken fettleibigen Menschen unterscheiden". Ziel der Untersuchung ist die frühe Erkennung individueller Risikoprofile als Basis für effektive Präventivstrategien.

Bei der Auswertung mehrerer Parameter von 355 Kindern und Jugendlichen sowie 354 erwachsenen normal- und übergewichtigen Probanden hat man eine Auffälligkeit festgestellt: Die Harnsäure - jener von der Gicht bekannte Indikator - trat bei stoffwechsel-kranken fettleibigen Probanden in den Vordergrund. In dieser Gruppe sei der Wert signifikant erhöht gewesen. Letztlich habe sich gezeigt, dass der Harnsäurewert als ein "robuster und guter Indikator zur Abschätzung des Herzkreislauf-Risikos" herangezogen werden könne, so der Studienleiter.

Auf dem Weg zu Therapie-Alternativen

Der molekulare Mechanismus, der dem neu entdeckten Zusammenhang zugrunde liegt, ist noch unbekannt - die Forscher weisen aber auf mögliche Konsequenzen der Ergebnisse hin: "Die Identifizierung von übergewichtigen oder fettleibigen Menschen mit kleinen oder nur geringen Herzkreislauf-Risiko-Parametern ist wichtig. Für sie müssen in Zukunft möglicherweise andere, weniger aggressive Therapieempfehlungen gelten, meint Harald Mangge. (APA/red, derStandard.at, 13.3.2013)