Wohnungen, Hotels, Restaurants auf dem Wasser: So oder so ähnlich soll Londons "Floating Village" aussehen.

Rendering: City of London

Bürgermeister Boris Johnson sucht dafür in Cannes nach Investoren.

Foto: Mipim/S. D'HALLOY / IMAGE & CO

Viel hat der Londoner Bürgermeister Boris Johnson nicht gebraucht, um das Publikum im Großen Auditorium des Palais des Festivals in Cannes auf seine Seite zu ziehen. Eine launige Rede mit ein paar Scherzen über das Promi-Paar Sarkozy/Bruni, das angeblich nach London ziehen wolle; und der Hinweis, dass London ohnehin schon "die sechstgrößte Stadt Frankreichs" sei, weil dort schon jetzt 250.000 Franzosen leben würden, haben dafür völlig ausgereicht.

Wohnen auf der Themse

So gesehen hätte es der großen Ankündigungen des "Mayor" der britischen Metropole gar nicht bedurft. Aber Johnson war sozusagen nicht mit leeren Händen in das Flugzeug gestiegen, das ihn wetterkapriolenbedingt etwas verspätet nach Cannes brachte, um hier auf der Mipim die "Keynote Speech" zu halten. Er kündigte am Dienstag ein großangelegtes Bauprojekt an, wie es in Europa bisher nur wenige gibt: Ein "Floating Village" mitten auf der Themse, beim "Royal Victoria Dock" in den Docklands gelegen und bebaut mit Wohngebäuden, Hotels, Restaurants und Bars.

Johnson nannte es "Londons Antwort auf Venedig" und versprach sogleich, dass es künftig in seiner Stadt möglich sein werde, "nicht nur aufs Wasser zu schauen, sondern auch darauf zu leben". Er will nun einen internationalen Wettbewerb ins Leben rufen, um Englands erstes "Floating Village" zu verwirklichen, und begab sich in Cannes auch gleich auf Investorensuche.

Infrastruktur-Ausbau

Um auch abseits dieses Großprojekts Geldgeber anzulocken, kündigte Johnson außerdem Investitionen in Londons Infrastruktur an. Die gerade in Bau befindliche Regionalexpresslinie "Crossrail 1" solle beispielsweise auch bald eine "Crossrail 2" zur Seite gestellt bekommen, und mittels dieser soll einst auch das "Floating Village" ans Nahverkehrsnetz angebunden werden.

"Meine Botschaft ist, dass London der beste Ort zum Investieren ist", rief Johnson von der Bühne aus den zahlreichen auf der Mipim versammelten Immobilienprofis zu. Viele von ihnen waren aber offenbar auch vor Johnsons bemerkenswert witzigem Auftritt schon dieser Meinung: Laut einer Studie von CBRE, die am Mittwoch in Cannes präsentiert wurde, ist London die attraktivste europäische Stadt für Immobilieninvestoren, mit einigem Abstand gefolgt von München, Berlin und Paris. Mit Hamburg und Frankfurt liegen zwei weitere deutsche Städe in den Top-8, weshalb Deutschland für die CBRE-Experten deshalb insgesamt als attraktivster Markt gilt. (Martin Putschögl aus Cannes, derStandard.at, 13.3.2013)