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Aus gemieteten können am Ende des Tages richtige Freunde werden.

Sharing ist das neue Kaufen. Ein Trend, der weltweit um sich greift und den es jetzt auch für Reisende gibt. Eine Website bietet jetzt nämlich die Möglichkeit, ein Gut zu verkaufen, das eigentlich gar nicht käuflich ist: Freundschaft.

Ganz so dramatisch ist es natürlich nicht. Auf "Rent a Local Friend" können Reisende Einheimische "mieten" und mit ihnen gemeinsam die Stadt erkunden. Wer zum ersten Mal eine Stadt besucht, ist oft froh, wenn er jemanden hat, der ihm die wirklich interessanten Plätze zeigt - oder einfach dabei hilft, das verwirrende U-Bahn-System zu verstehen.

"Rent a Local Friend" ist eine Community aus Reisenden, die anderen Reisenden ihre Stadt zeigen wollen - und dabei ein bisschen Geld verdienen. Die gemieteten Freunde sind keine professionellen Reiseführer, sondern in der Mehrzahl selber Reisende, die wissen, was bei einem Städtetrip gefragt ist.

Heute steht jedem Reisenden eine Flut an Informationen in Buchform oder als App zur Verfügung. In dieser Datenwüste aus Stadtplänen, "In-Lokalen", Must-dos und Must-sees bleibt am Ende bei vielen Besuchern trotzdem oft das Gefühl, ausgetretenen Pfade zu beschreiten, anstatt wirklich Neues kennenzulernen.

Mit lokalen Guides, die noch dazu weder aus dem Reiseführer vortragen noch für einen Veranstalter arbeiten, können Reisende Städte ganz neu und anders kennenlernen. Welcher Reiseführerautor weiß schon wirklich, wo der Alltag stattfindet und wo die Bewohner tatsächlich einkaufen gehen?

In 45 Städten auf vier Kontinenten gibt es mittlerweile "Local Friends", die sich durch diesen Service auch Geld dazuverdienen. Wer etwa mit Inês Berlin erkunden möchte, zahlt für vier Stunden 120 Euro, acht Stunden kosten 220 Euro. Dabei kann man wählen, ob man lieber etwas über Fotografie, über Geschichte, Gastronomie oder Kunst erfahren will.

Oder man erkundet Delhi mit Atul, der in seinem Steckbrief angibt, sich für lokale Kultur und Natur zu interessieren. Für 140 US-Dollar nimmt er sich vier Stunden Zeit, ein ganzer Tag kostet 260 Dollar. In Miami wartet Nachtclub-Expertin Yoss für günstige 120 Dollar auf Reisende, die sie vier Stunden begleitet. Für diesen Preis nehmen sich die "Miet-Freunde", die auch einer anderen Erwerbsarbeit nachgehen, in der Regel einen Tag Urlaub.

Sicherheit für die Ungefährlichkeit der "Miet-Freunde" gibt es ausdrücklich keine. Stattdessen appelliert die Seite an die Neugierde und Offenheit der Reisenden, die auf diese Weise eine Chance haben, Einheimische und deren Welt kennenzulernen. Außerdem gehen jedem Treffen E-Mails voraus, zudem sei man ohnehin an öffentlichen Plätzen unterwegs.

Die meisten "Miet-Freunde" gibt es derzeit in europäischen Städten, in Österreich gibt es allerdings noch keine Angebote. (red, derStandard.at, xx.3.2013)