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Auch die Frau von Rapper Ice-T setzt auf das SUV.

Foto: reuters/urquhart

SUVs boomen in Österreich. Jedes fünfte neuverkaufte Auto fällt in diese Kategorie, die von der Optik her Geländewagen ähnelt, aber primär für den Stadtverkehr gedacht ist. Da sie größer sind und mehr Treibstoff verbrauchen als klassische Stadtfahrzeuge, schaden sie der Umwelt und verringern den Parkraum, warnt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Parken solle für sie daher teurer werden.

Sorge um Gesundheit

An SUVs schätzen die Kunden vor allem die erhöhte Fahrposition. Die führt allerdings dazu, dass durch den höheren Luftwiderstand mehr Sprit benötigt wird. Was konkret heißt, dass mehr Diesel verbraucht wird. Denn 85 Prozent dieser Fahrzeuge seien dieselbetrieben, so der VCÖ, was wiederum der Luftqualität schade. Ihre Abgase enthielten drei Mal so viele Stickoxide wie jene eines Benzin-Pkw. "Stickoxide können Atemwegserkrankungen verursachen", sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Die schlechte Luft schade vor allem Kindern, die sich in der Stadt zu Fuß bewegen. Das Risiko, an Asthma und Bronchitis zu erkranken, steige. Sogar im Stillstand seien die SUVs eine Gefahr für die Kinder, so Gansterer. Müsse ein Kind hinter einem parkenden SUV heraus die Straße überqueren, würde es später gesehen und dadurch gefährdet.

Für den VCÖ sind das alles Gründe, um Kleinwagen gegenüber SUVs zu bevorzugen. Am Herzen liegt den Mobilitätsforschern vor allem ein teureres Parkpickerl für große Autos aller Fahrzeuggattungen.

Firmen setzen auf SUVs

In den ersten zwei Monaten des Jahres wurden in Österreich 49.000 Pkw neu zugelassen. Laut VCÖ sind über 9.800 davon SUVs, was doppelt so viele Fahrzeuge wie im Vergleichszeitraum 2010 gewesen seien. Die Oberösterreicher und Wiener greifen demnach besonders oft zum SUV. Die Plätze eins und zwei in der Statistik gehören freilich immer noch der Mittelklasse und den Kleinwagen.

Auf die Straße gebracht werden die SUVs zum überwiegenden Teil von Unternehmen und der öffentlichen Hand. 55 Prozent der Zulassungen entfallen auf "juristische Personen" wie eine GmbH, eine Genossenschaft oder eine Aktiengesellschaft. Je größer das Modell, umso eher stecke eine Firma dahinter, so der Verkehrsclub.

Fatale Steueranreize

Dabei setzen die Österreicher seit geraumer Zeit auf dieselbetriebene Fahrzeuge. Nicht nur, weil sie weniger Treibstoff verbrauchen – ein Diesel holt mehr Antriebsenergie aus einem Liter Treibstoff heraus als ein Benziner  -, sie sind auch steuerlich begünstigt. Auf Diesel hebt das Finanzamt nämlich eine geringere Mineralölsteuer ein. Das hat dazu geführt, dass über 50 Prozent der auf heimischen Straßen herumkurvenden Automobile diesen Antrieb nutzen.

In Ländern, wo dieser Steueranreiz fehlt, ist es umgekehrt. Dort dominieren die Benziner. Auch aus diesem Grund will der VCÖ, dass die Steuerbegünstigung für Diesel abgeschafft wird.

Besonders ärgert den Verkehrsclub, dass durch das Kaufverhalten der Österreicher selbst das Sparpotenzial des Diesels wegfalle. Nicht nur ihr höherer Luftwiderstand, auch ihre verhältnismäßig starke Motorisierung machten die SUVs zu einer schlechten Wahl. Laut dem Mobilitätsforscher Ferdinand Dudenhöffer verbrauchen sie im Schnitt um ein Viertel mehr Sprit als vergleichbare Fahrzeuge.

Russen und Chinesen grüßen

Schenkt man den Herstellerangaben Glauben, dürfte das stimmen. Ablesen lässt sich das etwa beim Opel Astra und beim Opel Mokka - ersterer ein Klassiker in der Golfklasse, letzteres ein neues Kompakt-SUV. Im SUV eingebaut, braucht der 130-PS-Dieselmotor demnach 4,5 Liter auf 100 Kilometer. Findet er sich im Kompaktwagen wieder, sind es nur 3,7 Liter. Bei den Abgasen steht es 99 Gramm CO2 pro Kilometer gegen 120 Gramm. Das SUV schluckt also über 20 Prozent mehr Sprit und stößt auch im selben Ausmaß mehr Kohlenstoffdioxid aus.

Der SUV-Trend dürfte dennoch weitergehen. Die Österreicher sind dabei nicht alleine. Jeder zweite wohlhabende Russe greift zum Stadtauto mit Geländewagenoptik, in China ist es jeder Dritte. (sos, derStandard.at, 12.3.2013)