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Für das Jahr 2010 meldete das Mak 186.000 Besucher des Hauptgebäudes; davon besuchten allerdings nur 52,6 Prozent Ausstellungen.

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Wien - In einem einzigen Punkt gibt der Rechnungshof Peter Noever, dem 2011 fristlos entlassenen Direktor des Museums für angewandte Kunst, Recht: "Die Verwendung eines Limousinenservice für Dienstfahrten war kostengünstiger als die Anschaffung eines Dienstwagens." Ansonsten aber bestätigt der RH in seinem am Montag veröffentlichten, äußerst umfangreichen Bericht über das Mak alle Vorwürfe, die Noever gemacht worden waren.

Die durchschnittlichen "sonstigen Reisekosten" (also alle Reisekosten ohne jene, die im Zusammenhang mit Ausstellungen stehen) waren nach der Ausgliederung des Mak im Jahr 2001 um 715 Prozent höher als davor.

Die von 2001 bis 2010 durchschnittliche Anzahl von 79 Reisetagen Noevers war im Verhältnis zu den durchschnittlich 221 Arbeitstagen "sehr hoch"; ebenso die durchschnittlichen Reisekosten mit 81.000 Euro pro Jahr. Die Anzahl von Noevers Reisen und die damit verbundenen Kosten entsprachen angesichts der in den Kuratoriumssitzungen oftmals erwähnten angespannten finanziellen Situation des Mak "nicht dem Grundsatz der Sparsamkeit". 2007 verrechnete Peter Noever in Los Angeles tatsächlich 58 Flaschen alkoholischer Getränke - für nur acht Personen.

Noever ließ Dateien löschen

In den Jahren 2000 bis 2009 fanden im Mak zehn Geburtstagsfeiern für Noevers Mutter und im Jahr 2002 auch eine Geburtstagsfeier für Noever statt. Im Herbst 2010, als die Partys bereits Gesprächsthema waren, wies Noever eine Mitarbeiterin an, ihm sämtliche Unterlagen zu den Geburtstagsfeiern zu übergeben und die entsprechenden Dateien im IT-System zu löschen. Das Mak verrechnete weder Noever noch seiner Mutter die Aufwendungen und die Miete für die Geburtstagsfeiern in Höhe von 172.000 Euro.

Die Aufwendungen des Mak von rund 11.000 Euro, die im Zusammenhang mit dem 2008 veröffentlichten Buch über Noever entstanden, waren im Verhältnis zu den bisher erzielten Erlösen von 385 Euro - es wurden lediglich elf Exemplare verkauft - "sehr hoch".

Was noch auffiel: Die Aufwendungen für das Jahrespersonal stiegen von 2001 bis 2010 um 37,4 Prozent. Sie stiegen am stärksten in den Bereichen Ausstellung (um 190 Prozent), Repro/Foto (um 175 Prozent), Design Shop (um 66,7 Prozent) sowie Direktion (um 58,1 Prozent). Die Aufwendungen für den Bereich Wissenschaft stiegen aber nur um 14,1 Prozent.

Das Verhältnis der Aus- und Fortbildungsaktivitäten der unterschiedlichen Funktionsbereiche war unausgewogen: Rund 91,8 Prozent fielen in den Bereichen Direktion, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung an; der Anteil des Bereichs Wissenschaft betrug nur 1,6 Prozent. In sechs von zehn Jahren fand im Bereich Wissenschaft keine Aus- und Fortbildung statt.

Für das Jahr 2010 meldete das Mak 186.000 Besucher des Hauptgebäudes; davon besuchten allerdings nur 52,6 Prozent Ausstellungen; der große Rest waren Besucher von Vermietungen, Bibliotheksbenützer und hausfremde Personen, die das Mak über den Personaleingang betraten.

Der mächtige Pick-up des Mak war nach Ansicht der Kustoden für den Transport von Kunstobjekten nicht geeignet, verursachte aber u. a. wegen seines Verbrauchs von 31 Litern pro 100 Kilometer hohe Aufwendungen, im Jahr 2010 etwa in der Höhe von 67.000 Euro. Die Kosten pro gefahrenem Kilometer lagen bei sieben Euro.

Obwohl in den Depots des Mak ausreichend Platz vorhanden war, lagerte das Mak zahlreiche Objekte der Gegenwartskunst, aber auch Leerkisten und Kataloge in zwei Depots einer Kunstspedition und zahlte dafür von 2001 bis 2010 insgesamt 363.800 Euro an Miete.

Die Grünen fühlen sich in ihrer Kritik an Noever bestätigt. Laut ZiB1 sagte Noever, der Rechnungshof wisse nicht, wie man ein Museum führe. Die Feste für seine Mutter würde er heute nicht mehr machen, aber sie hätten Sponsoren gebracht. Zur APA sagte Noever, er sei immer "der Maxime der Sparsamkeit gefolgt". Sein Nachfolger, Christoph Thun-Hohenstein, hingegen sagte dem Standard, er nehme die Kritik des RH ernst: "Wir haben die Umsetzung vieler Empfehlungen in Angriff genommen." (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 12.3.2013)