Lenin bekommt alle drei Jahre einen neuen Anzug. Seit 1924 liegt er in seinem Mausoleum auf dem Roten Platz, das ursprünglich aus Holz war, seit 1930 aus Marmor ist. Ein Wissenschafterteam kümmert sich um seinen Erhaltungszustand. Das - wahrscheinlich aufgrund einer Erbkrankheit extrem verkalkte - Gehirn ist schon lange im Moskauer Institut für Hirnforschung, fein zerschnitten in 32.000 Scheiben. Er musste ab 1953 für ein paar Jahre die Gesellschaft Stalins erdulden, ehe der dann doch wieder aus dem Mausoleum entfernt und an der Kremlmauer begraben wurde.

Einbalsamiert sind auch die kommunistischen Diktatoren Ho Chi Minh (Nordvietnam) und Mao Tse-tung (China). Nun sollen sie Gesellschaft vom Genossen Hugo Chávez bekommen. Auch der soll einbalsamiert und "für die Ewigkeit" in ein Museum kommen, sagte sein Nachfolger. Chávez war kein Massenmörder wie Lenin, Ho und Mao und auch kein totalitärer Herrscher. Er war die moderne Version eines südamerikanischen Caudillo, der mit linkem Populismus herrscht - abgesichert durch ziemlich brutale Machtausübung. Der Versuch, ihm durch die Einbalsamierung welthistorische Bedeutung zu geben, ist eher zum Scheitern verurteilt. Aber vielleicht ändern sich in Venezuela auch die Verhältnisse, und es kommt nicht dazu. Notfalls könnte er dereinst neben seinem Compadre Fidel auf Kuba zu liegen kommen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 9.3.2013)