Schöner Schein: Shootingstar der Politik (Kai Schumann) mit seiner holden Gemahlin (Alexandra Neldel) in "Der Minister".

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Kai Schumann über Guttenberg: "Authentisch wirkte er ab dem Moment, wo er der Lüge überführt wurde und er unter Druck geriet."

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STANDARD: Ein Film, wie noch keiner war, schreibt die "Frankfurter Allgemeine" über "Der Minister". Was erwartet die Zuschauer?

Schumann: Eine bissige Satire über das politische Treiben in Deutschland. Der Film zeigt exemplarisch, wie das Wechselspiel von Medien und Parteien die Politik in ein Popkonzert verwandeln. Sie werden viel lachen, versprochen.

STANDARD: Wie viele Anwälte waren an der Produktion involviert?

Schumann: Keine Ahnung. Ich habe aber mitbekommen, dass die Drehbücher genau geprüft wurden, damit rechtlich alles abgesichert ist.

STANDARD: Aus Karl-Theodor zu Guttenberg wurde der Baron von und zu Donnersberg. Hat das rechtliche Gründe?

Schumann: In der Hauptsache ja. Ich persönlich finde das gut, weil sich die Geschichte dadurch von der puren Nacherzählung löst und etwas Exemplarisches bekommt.

STANDARD: Haben sich Politiker beim Dreh eingeschaltet?

Schumann: Nein. Sie sind es ja gewohnt, dass sie im Kreuzfeuer der Kritik stehen. Es würde einen Politiker auch sehr klein machen, wenn er sich darum schert.

STANDARD: Haben Sie Guttenberg jemals persönlich getroffen?

Schumann: Nein, aber ich habe mich sehr intensiv mit ihm und dem Thema auseinandergesetzt. Ich glaube, ich habe beinahe alles gelesen und gesehen, was es über ihn gibt.

STANDARD: Sie haben ihn bis in die kleinsten Bewegungen studiert?

Schumann: Ja. Bei der Sprache musste ich allerdings Abstriche machen, die der Zeit geschuldet sind. Wir produzieren in Deutschland Filme mit einer Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen. In dieser Zeit war es unmöglich, die Klangfärbung zu übernehmen. Ich konzentrierte mich auf die körperlichen Eigenheiten und habe dafür mit Coaches trainiert, um letztlich wieder von diesem Vorbild abzuweichen und in meine Kunstfigur hineinzugehen. Franz Ferdinand von und zu Donnerstag ist keine Kopie, sondern er steht exemplarisch für das Phänomen.

STANDARD: Was sind die markantesten Merkmale von Guttenberg?

Schumann: Auf jeden Fall sein wippender Gang. Es war nicht einfach, den zu entwickeln, wir machten uns schon auch Gedanken, wie so ein Gang entsteht.

STANDARD: Und warum wippt Guttenberg?

Schumann: Das kann ich nur für Donnersberg beantworten. Der will Leichtigkeit vermitteln. Es liegt ja die schwere Last der Adelstradition auf seinen Schultern.

STANDARD: Im Film gibt es Max, einer, der Donnersberg in allen Lebenslagen beiseitesteht. Ist das die Schnittmenge der Spindoktoren?

Schumann: Ja. Man könnte ihn aber auch als Alter Ego sehen. Diese Männerfreundschaft ist einer der Hauptstränge im Minister.

STANDARD: Haben Sie in Ihrem Rollenstudium etwas Authentisches an Guttenberg entdeckt?

Schumann: Authentisch wirkte er ab dem Moment, wo er der Lüge überführt wurde und er unter Druck geriet. In dieser Endphase spürt man Verunsicherung, fast Ekel vor den Menschen und eine große Verletztheit darüber, nicht mehr geliebt zu werden. Sie können die Augen beobachten, wenn er spricht. Er stotterte regelrecht mit den Augen, das sind authentische Momente.

STANDARD: Nach Guttenberg will Produzent Nico Hoffmann Bettina Wulffs Leben verfilmen. Mit Ihnen?

Schumann: Ich habe noch keine Anfrage.

STANDARD: Und wird es ein Comeback von Herrn Guttenberg geben?

Schumann: Die Chance hat jeder. Wenn, dann hoffe ich, nicht in der Form wie bisher. (Doris Priesching, DER STANDARD, 9./10.3.2013)