Für die 27-jährige Tatjana Bozky war es nicht leicht, neben dem Studium ihren Sohn Leon zu bekommen: Sie war 19 und hatte frisch zu studieren begonnen. "Das war viel zu viel auf einmal", erzählt die Innsbrucker Soziologiestudentin. Sie legte nach dem ersten Semester ihr Studium auf Eis, um in Karenz zu gehen und dann zu arbeiten. Erst nach vier Jahren widmete sie sich wieder ihrem Studium. Sie änderte nicht nur ihr Fach, sondern auch ihren Zugang zum Studium. Heute teile sie sich alles besser ein und studiere mit einem Ziel vor Augen, im Wissen, was sie erreichen will. Sie sei das ihrer Familie "schuldig" - hätte sie keinen Sohn, würde sie "wahrscheinlich die Zeit vertrödeln".

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Als Levi geboren wurde, stand Nikolai Moser bereits mit einem Bein im Berufsleben. Heute ist sein Sohn sechs Monate alt und der Jus-Student in Karenz. Auf das Zeitmanagement des 24-Jährigen hatte die neue Situation wenig Einfluss: "Ich musste schon immer effizient mit meiner Zeit fürs Studium umgehen." Neben dem Job besucht er Lehrveranstaltungen am Abend und am Wochenende - jetzt kümmert er sich tagsüber um seinen Sohn. Am Abend, wenn seine Freundin aufpasst, wird gelernt. Die Studienzeit sieht er als eine " erstaunlich gute", um Kinder zu bekommen. Die flexible Zeiteinteilung - " nicht in einen fixen Acht-Stunden-Tag gedrängt" zu sein - vereinfache die Betreuung.

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"Ich habe zwei Wochen davor erfahren, dass ich schwanger bin", blickt die 23-jährige Sarah-Sophie Gruber auf ihre Aufnahmeprüfung für Kunst und Kommunikative Praxis an der Angewandten zurück. Nach dem ersten Semester pausierte sie, um sich ihrem Sohn Joshua zu widmen - sie habe aber "nie aufgehört zu studieren", da ihr die Universität mit Abgabedaten entgegenkam. So einfach ist das "Jonglieren zwischen Muttersein und Studieren" aber nicht, erzählt sie, da sie immer Kompromisse eingehen müsse. So auch bei der Kinderbetreuung: Lehrveranstaltungen und Kindergarten würden sich selten überschneiden. Mit zwei Babysittern, Kinderbetreuung der Uni Wien und Freunden versucht sich die Alleinerzieherin ihre Zeit gut einzuteilen.

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Sophie Maria Perktold war Schülerin, als ihre mittlerweile fünfjährige Tochter Helena geboren wurde. Der Entschluss, nach der Matura Industrielogistik zu studieren, fiel ihr trotzdem nicht schwer. " Ich wollte das schon immer", erzählt sie. Seither pendelt die 21-Jährige zwischen Graz und der Montan-Uni Leoben. Kinderbetreuung wird dort nicht angeboten, und einen flexiblen Job würde sie in Leoben auch nicht finden. Neben Studium und Kind arbeitet Perktold - um alles unter einen Hut zu bringen, richtet sich ihr Leben nach einem "sehr straffen Zeitplan".

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Wäre Nikolaus Granser nicht in Karenz gegangen, wäre er nach seinem Abschluss in Politikwissenschaft nicht mehr an die Uni zurückgekehrt. Der 29-Jährige suchte neben der Betreuung seiner zweijährigen Tochter "einen Ausgleich" und begann ein Sozioökonomie-Studium. Da er in Niederösterreich wohnt, käme ein Wiener Kindergarten zu teuer: "Den Betrag, den die Stadt ausgleicht, müsste ich bezahlen." 300 Euro monatlich hätte das dem Alleinerzieher gekostet. Für die Uni gibt ihm Sarah-Emilia "frei", in der Zeit wird sie von einer Tagesmutter oder der Familie betreut.

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Ihr erstes Studium brach Katharina Böhm wegen ihrer Schwangerschaft ab. Danach sattelte sie auf VWL an der Uni München um. " Ich hatte Zeit nachzudenken, was ich möchte", sagt die 27-Jährige. Der Wiedereinstieg war nicht leicht: "Wenn das Kind noch so klein ist, gibt es kaum Betreuungsmöglichkeiten", erinnert sie sich. Nach ihrem Bachelor-Abschluss zog sie mit dem sechsjährigen Luciano nach Wien und hängte ein Masterstudium an. Dafür nahm Böhm einen Kredit auf: "Ich will einen guten Abschluss, was mit Kind und Job schwierig ist", meint sie. (sct, ook, DER STANDARD, 7.3.3013)

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