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Flüchtlinge im Servitenkloster in Wien-Alsergrund

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Wenn Schutzsuchende nach Österreich kommen, verzweifelt und in der Hoffnung auf Verbesserung, freiwillig in Kirchenmauern oder Notquartieren hausen, um auf ihre Not aufmerksam zu machen, und die Menschen im Lande nichts besseres wissen, als in Internetforen ihre Abschiebung zu fordern - ihr habt doch einen Schuss! Keine Barmherzigkeit, keine Gnade, nur laute Hetze, harte Hände und Gesetze!

Dann ist aber Schluss!

Es ist schon richtig, die meisten Asylsuchenden, die in der Wiener Votivkirche ausharrten und für ihre Lebensqualität kämpften, haben einen negativen Asylbescheid und eine Abschiebung wäre vermutlich in den meisten Fällen aus Sicht des Gesetzes gerechtfertigt. Nichtsdestotrotz ist die Beharrlichkeit, mit der so manche PosterInnen in den Foren dieses Landes die Abschiebung fordert, abscheulich.

Das Außenministerium beschreibt beispielsweise Pakistan als ein Land, in dem eine besorgniserregende Sicherheitslage herrscht, da terroristisch motivierte Gewalttaten (Sprengstoffanschläge und Selbstmordattentate) Alltag sind. Schwere Verbrechen wie Mord, Raub und Entführungen sind selbst untertags auf offener Straße nicht selten. TerroristInnen sind sogar dazu übergegangen, wahllos Geschäfte, Gebäude, Märkte und Menschenansammlungen anzugreifen, um Panik und Unsicherheit zu verbreiten!

Und wenn dann einer, zugegeben vermutlich der Rechtslage entsprechend, in Schubhaft genommen wird, um ihn später dorthin abzuschieben, wird unter regem Zuspruch der restlichen Posterschaft die Genugtuung kundgetan, streng nach dem Motto: "Gesetz ist Gesetz" oder "ist ja eh nur ein "Wirtschaftsflüchtling" der einfach nur einen Job sucht.

Gefühlskälte

Es mag vielleicht utopisch sein, allen Schutzsuchenden Menschen Obdach gewähren zu können, aber die Gefühlskälte, die asylwerbenden Menschen entgegengebracht wird, ist nicht zu begreifen. Niemanden kümmert, was die Menschen durchgemacht haben oder was auf sie wartet, Hauptsache wir ÖsterreicherInnen haben nichts mit ihnen zu tun und sie finden schnell in ihre Heimatländer zurück.

Und dann wird auch noch gelacht, nämlich über die, die den Status quo in Frage stellen, die sich nicht lethargisch an die geltende Rechtslage klammern, sondern schäbige Zustände aufzeigen und nach Alternativen streben. Und das bedauerlicherweise in einer Zeit, in der die perverse Praxis gelebt wird, Mauern zu bauen, Menschen auf schiffbrüchigen Booten auf hoher See durch patrouillierende Schiffe daran zu hindern, EU-Festland zu erreichen, und alle, die es dennoch schaffen, wieder in einen Flieger zu setzen (womit die EU übrigens vielen Menschen bereits das Recht auf Zugang zu einem Verfahren auf Asyl abstreitet).

Konstruktive und vernünftige Lösung

Manche PosterInnen müssen daran erinnert werden, dass Menschen ihre Heimat, in der ihre FreundInnen und Familien leben (oder gestorben sind), nicht aus Jux und Tollerei zurücklassen, sondern weil sie ein Leben in Ruhe und Frieden suchen, das sie in ihren Herkunftsländern einfach nicht führen können. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Meinungsstand in so manchem Forum nicht dem der Allgemeinheit entspricht, sich alsbald eine konstruktive und vernünftige Lösung für die Asylproblematik finden lässt und die Schutzbedürftigen bis dahin ihren Lebensmut nicht verlieren. (Valerian Fischer, derStandard.at, 12.3.2013)

Valerian Fischer (22) ist Student der Rechtswissenschaften in Innsbruck.