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Milos Zeman mit Gattin Ivana.

Foto: AP/Josek

Prag - Der einstige sozialdemokratische (CSSD) Regierungschef Milos Zeman (68) hat am Freitag das Amt als neuer tschechischer Staatspräsident übernommen. Im historischen Vladislavsky-Saal der Prager Burg vor etwa 600 Gästen, darunter Parlamentsabgeordneten, Senatoren, Regierungsmitgliedern, Diplomaten und Kirchenvertretern, legte er den von der Verfassung vorgeschriebenen Eid vor Senatschefs Milan Stech ab.

In einer etwa 15-minütigen Antrittsrede, die Zeman frei vorgetrug, erklärte das neue Staatsoberhaupt, er wolle "Präsident aller Bürger" der Tschechischen Republik sein. Außerdem wolle er zur Beruhigung und Stabilisierung der tschechischen politischen Szene beitragen. Er möchte ein Vermittler, nicht aber ein Richter sein, so Zeman.

Kampf gegen Korruption

Zeman betonte gleichzeitig, er wolle sich für die Bekämpfung der Korruption einsetzen. Deswegen wolle er die Senatoren und Parlamentsabgeordneten überzeugen, ein Gesetz zu initiieren und anzunehmen, die einen bestimmten Kreis der Personen verpflichten würde, den Ursprung ihrer Einnahmen und ihres Besitzes nachzuweisen.

Zeman kritisierte wie üblich auch einen "wesentlichen Teil der tschechischen Medien". Vor allem jener Medien, die "Gehirnwäsche" betrieben und " die öffentliche Meinung manipulieren", sagte der neue Staatschef in seiner Rede, die ausschließlich innenpolitischen Fragen gewidmet war.

Zeman unterzeichnet Eid zweimal

Zeman musste den Präsidenten-Eid am Freitag gleich zweimal unterzeichnen. Bei der feierlichen Zeremonie im historischen Vladislavsky-Saal der Prager Burg wurde ihm nämlich ein fehlerhafter Text vorgelegt, in dem zwei Buchstaben fehlten.

Der Grammatikfehler war - wie auf Aufnahmen des Tschechischen Fernsehens zu sehen war - im letzten Absatz des Textes, in dem über die Ausübung des Präsidentenamtes "nach meinem besten Wissen und Gewissen" die Rede ist. In dem Adjektiv "besten" fehlten jedoch die zwei letzten Buchstaben, wodurch das Wort auf Tschechisch im 1. Fall ("nejlepsi") anstatt im 2. Fall ("nejlepsiho") lautete.

"Ich dachte, ich sehe schlecht"

Auf den Fehler machte der kommunistische (KSCM) Kreisvertreter von Pilsen, Jiri Valenta, aufmerksam. "Das Fernsehen hat den Text zweimal gezeigt. Beim ersten Mal habe ich gedacht, dass ich schlecht sehe. Beim zweiten Mal habe ich das gestoppt und den Fehler gesehen", so Valenta. Er bemerkte in diesem Zusammenhang, dass aus juristischer Sicht der Eid nicht gültig sein könnte.

Deswegen hat Zeman am Freitagnachmittag den Text noch einmal unterschrieben, diesmal den richtigen. Erneut mussten auch die Spitzenpolitiker anwesend sein, darunter die Chefs beider Parlamentskammern, hieß es.

Auf die Prager Burg kam Zeman in Begleitung seiner Ehefrau Ivana (47) und seiner 19-jährigen Tochter Katerina.

Der studierte Wirtschaftsingenieur Zeman folgt im Amt des Staatsoberhaupts auf Vaclav Klaus, der nach zwei fünfjährigen Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Zeman ist der erste tschechische bzw. tschechoslowakische Staatspräsident, der in einer Wahl direkt vom Volk gewählt wurde. In der Stichwahl Ende Jänner setzte er sich mit 54,8 Prozent der Stimmen gegen den Außenminister Karel Schwarzenberg durch. (APA, 8.3.2013)