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ORF-Chef Alexander Wrabetz hält die Licht-Doku "inhaltlich für Schwachsinn"

Foto: APA/Neubauer

Wien - Eine deutliche Mehrheit der - wirtschaftlich haftenden - Stiftungsräte stellt sich Donnerstag in dem Punkt hinter die ORF-Führung: Die Republik möge dem öffentlichen Rundfunk doch über 2013 hinaus abgelten, was ihm durch Gebührenbefreiungen entgeht. 57 Millionen Euro sind das laut ORF im Jahr, zuletzt erhielt er vom Bund zweimal 50 und zweimal 30 Millionen Euro.

Der ORF hofft auf die Unterstützung jedenfalls von SPÖ, Grünen und ÖVP, auch wenn Klubchef Karlheinz Kopf zuletzt "undenkbar" fand, die Abgeltung zu verlängern.

Im Stiftungsrat stimmten Freiheitliche dagegen. Ein kleiner Teil roter Räte sowie fünf Betriebsräte enthielten sich. Die Belegschaftsvertreter konnten schlecht für die zweite Forderung stimmen: Strukturreformen, Kostensenkungen, Aufgaben abseits des Kernauftrags zu identifizieren.

"Erst nach Realisierung aller anderen Einsparungspotenziale" sei am Programm zu sparen, fordern die Stiftungsräte.

Die Streichkandidaten

Das wollten ORF-Chef Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl nicht versprechen, wenn die Abgeltung heuer ausläuft. Dann drohen sie etwa:

  • "Bundesland heute" von neun Regionalausgaben auf eine gemeinsame Sendung zurückzufahren. Das mobilisiert bewährt die gewichtigen Landeshauptleute im Sinne ihrer wichtigsten Medienbühne für Gebührenabgeltung.
  • Ein Korrespondentenbüro einzusparen.
  • Das Radiokulturhaus aufzugeben.
  • Am Orchester zu sparen.
  • Keine neuen Ü-Wagen zu kaufen.

76 Millionen Euro fehlen dem ORF für 2014 - obwohl nur 30 Millionen Abgeltung wegfielen. Das liegt an mehr als 20 Millionen teuren Rechten für Fußball-WM und Olympische Winterspiele.

Rote und grüne Räte vermissten konkrete Sparpläne, wenn die Abgeltung ausfällt. Präzisierung fordert der Stiftungsrat wiederholt seit Monaten. Laut Stiftungsräten wären 20 Millionen für heimische Produktionen zu kürzen, zehn Millionen für TV-Unterhaltung, rund 20 Millionen beim Personal.

"Nicht genug aufschreien"

Freitag verhandeln Betriebsrat und Geschäftsführung wieder über anständigere Honorare für freie Mitarbeiter. Donnerstag protestierten Mitarbeiter von Ö1 mit einem Youtube-Video gegen Kürzungen bei Sprecher-Nachtdiensten und weiteres "Kaputtsparen".

Der Film warnt: "Sparen wir diesen Sender nicht unwiederbringlich kaputt." Und: Ö1 Stimmen zu entziehen sei "wie uns Redakteuren die Stimmbänder abzuschneiden". Das Sparen am Kultursender sei "dumm und unsäglich". Die Initiative nennt sich "SOS Ö1".

"Unangemessen" nennt ORF-Chef Alexander Wrabetz die Reaktion: Es gehe um Nachtdienste für "Null bis 4000 Hörer" und 35.000 Euro - "das sind 0,01 Prozent des Ö1-Budgets von 35 Millionen". (Wir haben Wrabetz' Rechnung nicht nachkalkuliert - ein rechenfreudiger User stellt auf 0,01 Prozent richtig. Anm.) Der Personalchef sei beauftragt, die Angelegenheit "zu prüfen", warnte Wrabetz zurück.

Betriebsratschef Gerhard Moser indes versteht die Sorge: Werde so weitergespart, sei "nicht von der Hand zu weisen, dass es zu einer Beschädigung des Informations- und Kultursenders Ö1 kommen kann. Daher kann man gar nicht früh genug aufschreien."

Der ORF-General schrie Donnerstag auf, als eine Dokumentation über angebliche "Lichtnahrung" im Hauptabend von ORF 1 gelaufen war und aberhunderte Protestmeldungen auf Twitter und Facebook beschert hatte.

Wrabetz erklärte auf Journalistenfrage, die Doku wäre "inhaltlich Schwachsinn". Man habe versucht, das im Talk danach herauszuarbeiten: So erklärte Wrabetz, warum der ORF "Schwachsinn" aus der Sicht des Chefs zur Primetime zeigt. DER STANDARD wies schon 2010 auf die wissenschaftliche Fragwürdigkeit hin. (Harald Fidler, DER STANDARD, 8.3.2013)