Berlin/Rom - Zwei Altmeister des Theaterbetriebs im deutsch-italienischen Kulturkampf: Der Dramatiker Dario Fo (86) und der Regisseur Peter Stein (75) schimpfen über das jeweils andere Land. Stein sagte der Wochenzeitung "Die Zeit", Italien habe in den Regierungsjahren von Silvio Berlusconi die Kunst vernachlässigt, der Literaturnobelpreisträger Fo bedauerte im selben Blatt die Italiener-Klischees in Deutschland.
"Mit Berlusconi wurde die primitivste und dämlichste Form des raffgierigen Kapitalismus als Staatsreligion propagiert, es wurde einfach mitgeteilt: Kunst ist vollkommen sinnlos, denn sie bringt ja nichts", sagte Stein, der nahe Rom lebt, der "Zeit". "Auch das künstlerische Erbe - 18 Prozent des Weltkulturerbes befinden sich in diesem Land - lässt man verfallen." Auf die Frage, ob SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seinem Befund Recht habe, Italien gehöre nun den Clowns, sagte Stein: "Das ist Wahnsinn. Die Italiener sind keine Clowns, die sind vollkommen geistesgestört!"
Fo sagte: "Ihr habt eine falsche Vorstellung von unserer Kultur. Ab und zu, wenn ihr über uns redet, erinnert euch doch daran, dass wir eure Vorbilder waren. Heute ist der Italiener für euch aber nur einer, der Mandoline spielt, Pizza isst und beim Herumschlendern Frauen belästigt." Diese Haltung zeige sich an der aktuellen Aufregung um den Wahlerfolg des Komikers Beppe Grillo. Im Unterschied zu Berlusconi sorge sich "Grillo wirklich um das Überleben seines Volkes". Berlusconi habe sein Interesse für die "unterworfene Klasse" nur vorgetäuscht, um sie auszubeuten und an ihre Stimmen zu kommen. (APA, 6.3.2013)