Kreative Lösungen im Fokus: Das für den Staatspreis nominierte Lernspiel "Ludwig" vermittelt physikalische Zusammenhänge.

Foto: Ovos

Geschichte wurde nicht nur in Troja und Gettysburg geschrieben, sondern auch in Eichbüchl und Kottingbrunn. Jedoch stehen diese Gemeinden nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste der Historiker. Um die Regionalgeschichte festzuhalten, verwendet man in diesen Orten die Topothek: Das ist eine heimatkundliche Suchmaschine, die die Einwohner in der jeweiligen Region selbst mit Informationen füttern. "Man braucht ein Werkzeug, das über die üblichen Archivgrenzen hinaus solche Inhalte verfügbar macht", erzählt der Entwickler der Topothek, Alexander Schatek.

Da die Menschen vor Ort häufig über einzelne Begebenheiten besser informiert sind als Geschichtswissenschafter von außerhalb, soll diese Plattform genutzt werden, um ein Grundlagenwissen der lokalen Geschichte und Kultur zu erarbeiten. Bei der Konzeption wurde auf eine besonders einfache Bedienbarkeit geachtet: Schließlich erhofft man sich, dass gerade ältere Menschen hier ihr Wissen einbringen.

Die Topothek ist eine der 21 Entwicklungen, die für den Staatspreis Multimedia und E-Business nominiert sind (s. Wissen). Die neunköpfige Expertenjury will aus den Einsendungen die Projekte ausgewählt haben, die Neuerungen und eine vielversprechende Entwicklung vermuten lassen.

Beim Blick auf die Liste der für den Staatspreis Nominierten fällt auf, dass die Jury vor allem solche Projekte in die engere Wahl genommen hat, die Menschen digital vernetzen, um Abläufe im realen Leben zu erleichtern und das Gemeinschaftsleben zu fördern.

Die Tiroler Internet- und App-Agentur styleflasher.new media hat den Onlineservice buergermeldungen.com entwickelt, mit der Gemeinden und ihre Einwohner kommunizieren: Bürger können mit dieser App etwa Schadensmeldungen umgehend an die zuständige Behörde weiterleiten, aber auch genauso mitteilen, in welchen Bereichen die Verwaltung gut arbeitet.

Mehr Transparenz

Ziel des Services ist es, die Distanz zwischen Bürgern mit ihren individuellen Bedürfnissen und den nicht immer durchsichtig arbeitenden Beamten zu verringern. "Die Zeit ist reif für eine direkte und transparente Kommunikation", sagt Markus Gwiggner, Geschäftsführer von styleflasher.

In eine ähnliche Richtung geht eines der für den Innovationspreis nominierten, jedoch noch nicht abgeschlossenen Projekte namens "Stimm mit!". Es wird vom Software-Kompetenzzentrum Datentechnik Innovation entwickelt.

Mit diesem Tool sollen Bürger digital an Wahlen teilnehmen können. Von Vereinsabstimmungen bis hin zur Nationalratswahl soll diese Technologie eingesetzt werden. Um den digitalen Urnengang zu ermöglichen, dürfen weder Ungenauigkeiten noch Manipulationen möglich sein. Deshalb ist es bei dieser Entwicklung natürlich am wichtigsten, für einen höchstmöglichen Sicherheitsstandard beim Abstimmungsprozess zu sorgen.

Sicherheit für sich selbst will "SimpliFlow" gewährleisten: Hier können Sportler mit dem Smartphone ihr persönliches Trainingsprogramm entwickeln – vor allem, um Verletzungen zu minimieren. SimpliFlow-Vorstand Patrick Sadovnik wurde zu diesem Projekt von der eigenen Biografie inspiriert: Seine Karriere als Tennisspieler musste er frühzeitig verletzungsbedingt beenden. Zahlreiche Profisportler weltweit nutzen die App bereits. "Aber jeder Mensch, der Sport treibt, hat Ziele" , sagt Sadovnik zum Standard . So ist das Programm nicht bloß für Spitzensportler gedacht, sondern auch für das Privattraining verwendbar.

Physik-Lernspiel

"Ludwig"vom Wiener Entwicklungsstudios Ovos spricht wiederum Kinder an: Das Lernspiel bringt Aspekte der erneuerbaren Energie näher. Es basiert auf dem Physiklehrplan, vermittelt die Inhalte aber spielerisch. Statt starr den trockenen Ausführungen des Physikprofessors zu folgen, steuern die Schüler einen Roboter durch bunte Spielewelten und lernen dabei einiges über die Energiegewinnung.

Ovos-Geschäftsführer Jörg Hofstätter über das Konzept: "Wir wollten etwas schaffen, dass sich wie ein Spiel anfühlt und pädagogisch wertvoll ist." In Österreich ist das Spiel bereits in 500 Schulen im Einsatz. Jedoch soll der Roboter nicht nur in seiner Heimat verweilen: Derzeit arbeitet man an einer Version für den chinesischen Markt. (Johannes Lau, DER STANDARD, 06.03.2013)

Info: Viel Ehre und ein Geldpreis

Der Staatspreis Multimedia und E-Business wird alle zwei Jahre vom Wirtschaftsministerium an Projekte aus dem digitalen Bereich verliehen. Voraussetzung für die Auszeichnung mit dem Staatspreis ist, dass das Projekt fertiggestellt ist. Geld gibt es dafür nicht. Ausgezeichnete Unternehmen dürfen mit der Ehre, den Staatspreis erhalten zu haben, werben. Die Verleihung findet morgen, Donnerstag, 19.30 am Ende des E-Days der Österreichischen Wirtschaftskammer statt.

In diesem Rahmen wird auch der Innovationspreis für ein noch nicht abgeschlossenes, aussichtsreiches Projekt vergeben sowie ein mit 3000 Euro dotierter Förderpreis für Studenten und Jungunternehmer. (lau)