Armin Wolf schüttelt durch das Nachrichtenstudio und wirft die Hände in die Luft, als gäbe es kein Morgen. Das kümmert ihn aber nicht, weil er total crazy am Rocken ist. Weißt du, was ich sage?! Gleich fliegt ihm jetzt das Dach weg - und dann ist der Harlem Shake nach drei Minuten auch schon wieder vorüber.
Wenn also gegen Ende März in der ZiB 2 gleichzeitig die Hände rhythmisch zurückgerissen werden, während das Becken Stoßbewegungen simuliert, dann ist die neueste wilde und verrückte Narretei aus dem Internet endlich auch in der Mitte der österreichischen Gesellschaft angekommen.
Das einst von Armin Wolf als Pflichtsportart der ORF-Information erfundene Planking ist längst so sexy wie Nordic Walking geworden. Der Gangnam Style, der die Kinderzimmer des Planeten noch im Vorjahr beherrschte wie einst nur die Party Rock Anthem, die die jungen Leute dazu aufforderte, jeden Tag den Shuffle zu tun, ist Schnee von vorgestern. Der Harlem Shake ist jetzt im Haus!
Wenn man sich einen Bruchteil der 40.000 seit einigen Wochen hochgeladenen Videos zum Thema Harlem Shake anschaut, dann dürfte der Spaß bei der Jugend allerdings auch schon wieder Geschichte sein. Mittlerweile tanzen die verzweifelt junggebliebenen Erwachsenen als Hühner oder Biene Majas verkleidet im Büro. Wir Älteren werden uns darüber noch monatelang in den Soschl-Medias amüsieren.
Im Juni steht zum Abschluss schließlich DJ Baauer, der Urheber der ohrensägenden Tanzsause, Barbara Stöckl Rede und Antwort zum Thema Selbstzweifel und Fremdschämen. Dann ist es aus. Am besten würde Armin Wolf beim Shaken übrigens ein Roboterkostüm stehen. Meine Meinung. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 6.3.2013)