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Das Leben am Strand von Acapulco ist nur noch mit schärfsten Sicherheitsmaßnahmen möglich.

Foto: REUTERS/Henry Romero

Einst gaben sich die Hollywood-Stars hier ein Stelldichein, seit Anfang des Jahres reißen die Schauernachrichten aus Acapulco nicht ab: sechs Spanierinnen, die vergewaltigt wurden, ein belgischer Geschäftsmann, der vor einer Shoppingmall erschossen wurde, Schießereien auf offener Straße. "Das kommt auf der ganzen Welt vor", beschwichtigte der Bürgermeister - und sah sich beißendem Spott ausgesetzt.

Denn Acapulco hat sich längst von der Glamour-Destination, in der Hollywoodgrößen wie Johnny Weismüller alias "Tarzan", Elizabeth Taylor und Elvis Presley rauschende Feste feierten, in eine der Hochburgen des Drogenkriegs verwandelt. Schutzgelderpressungen, Entführungen und Mafiamorde sind an der Tagesordnung; im Hinterland wird Opium und Marihuana angebaut. 1170 Tote gab es im Vorjahr. Das brachte Acapulco auf Platz zwei auf der Liste der mörderischsten Städte weltweit hinter San Pedro Sula in Honduras. Dem Staat scheint die Kontrolle zu entgleiten, die Touristen bleiben fern, und im Umland bewaffnen sich die Bürger, um selbst ihre Verteidigung gegen die Mafia in die Hand zu nehmen.

Die Felsenspringer warten

"Zu verkaufen" prangt an Restaurants, Discos und Souvenir-Shops. Die strahlend blaue Bucht leuchtet einsam zwischen smaragdgrünen Hügeln; die berühmten Felsenspringer warten vor dem atemberaubenden Sonnenuntergang auf Publikum. "Wir stecken in einer schweren Krise", klagt der Direktor des Hotels Playa Suites, Sergio Salmerón, in der Lokalzeitung Libertad Guerrero. Die Gewerkschaften meldeten die Schließung der Luxushotels Villa Vera und La Palapa; mehrere Hotels stünden kurz vor dem Aus, 15. 000 Arbeitsplätze seien bedroht. Der Tourismus ist Mexikos drittwichtigster Devisenbringer und erwirtschaftet fast zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Aber auch internationale Veranstaltungen finden immer seltener dort statt. Von einer Massenschließung der Hotels könne keine Rede sein, kalmiert die Tourismusministerin Graciela Baez, nur vereinzelt gebe es Probleme. Doch die gibt es an immer mehreren Orten in Mexiko. Neben Acapulco verzeichnen auch die Hafenstädte Mazatlán und Veracruz - einst beliebte Ziele für Kreuzfahrtschiffe - drastische Besucherrückgänge. Mazatlán liegt im Einflussbereich des Sinaloa-Kartells; Veracruz in dem der Zetas.

Boom südlich von Cancún

Bisher hat Mexikos Tourismusbranche einigen Katastrophen widerstanden: Schweinegrippe, Finanzkrise, Wirbelstürme. Selbst der Drogenkrieg schlug global gesehen kaum zu Buche: Im Vorjahr bereisten fast 200 Millionen Touristen das Land. Das sind laut Regierung 20 Prozent mehr als 2006. Die zieht es aber an andere Orte, vor allem an die als sicher geltende Riviera Maya südlich von Cancún. Dort ist die Zahl der Betten auf 70.000 angeschwollen; 2012 kamen acht Prozent mehr Urlauber. (Sandra Weiss aus Acapulco, DER STANDARD, 6.3.2013)