"Einen Teil des 'Charlie'-Publikums mitzunehmen" ist das vom ORF erklärte Ziel des neuen "ZiB Magazins". Mit "anderen Zugängen" zur Tagesaktualität sollen die spaßverwöhnten Freunde von "Mein cooler Onkel Charlie" vom Ab- und Umschaltimpuls abgehalten und zu Information in bekömmlichen Dosen verführt werden. Was bekamen "Charlie"-Zuschauer Montagabend zu sehen?
Am Tag nach den Landtagswahlen war das Top-Thema klar, und weil die Vertreter der Parteien offenbar zu wenig Emotion hervorrufen, fiel die Wahl für den anderen Zugang auf Thomas Maurer, Kabarettist, und Michael Pammesberger, Karikaturist. Die beiden kommentierten die Aussagen der Politprominenz, der eine mit spitzer Zunge, der andere mit spitzer Feder. Dass sich die beiden gut amüsierten, war zu sehen. Das "Charlie"-Publikum fühlte sich aber angesichts dieser offen demonstrierten Vertrautheit etwas ausgeschlossen. Weiters die Frage nach der Stimmung in der Bevölkerung, und dann war es auch schon genug mit der Politik. Die "Charlies" mögen Sport, ob Wien als Austragungsort für olympische Sommerspiele fit sei, wurde mit einem enttäuschenden "Nein" beantwortet. Was hat sich sonst noch in der Welt getan, das einzuordnen wäre? Laut "ZiB Magazin" gibt es da einen Bauern in Fukushima, der noch immer im verstrahlten Gebiet weilt. Und jetzt zum Wetter.
Gerüchte vom Rücktritt von Verteidigungsminister Norbert Darabos wurden nicht einmal ignoriert. Die Qualität eines "ZiB Magazins" wird sich bei allem Zugeständnis zu emotional geladenem Hintergrund künftig auch daran messen lassen müssen, wie derartige "Eilt"-Meldungen innerhalb des "Charlie"-Konzepts eingeordnet werden. (Doris Priesching, DER STANDARD, 5.3.2013)