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Doris Bures, Alfred Gusenbauer und Norbert Darabos bei einer Pressekonferenz im Jahr 2003.

Foto: APA/Jäger

Wien - Norbert Darabos (48) dürfte es sich schon demnächst wieder an alter Wirkungsstätte gemütlich machen - wobei gemütlich wohl der falsche Ausdruck ist. Denn als Wieder-SPÖ-Bundesgeschäftsführer wird der Noch-Verteidigungsminister im Wahljahr einiges zu tun haben, umso mehr als sich die SPÖ zuletzt nur als bedingt kampagnen-fähig präsentiert hatte.

Dass Darabos nun in die Löwel-Straße zurückkehrt, entbehrt nicht einer gewissen Logik. Denn er hat dereinst als Bundesgeschäftsführer (gemeinsam mit Doris Bures) völlig überraschend Alfred Gusenbauer ins Kanzleramt geführt und weniger überraschend Heinz Fischer als Wahlkampfleiter in die Hofburg gelotst. Davor hatte er trotz Bank Burgenland-Skandals Hans Niessl zu einem Wahltriumph im Burgenland geführt und war so für die Bundesebene erst interessant geworden.

Diese Erfolge liegen freilich schon eine Zeit zurück und Darabos' letzte Kampagne, nämlich die rund um den Jahreswechsel für das Berufsheer ging gehörig in die Hose. Rund 60 Prozent sprachen sich für den Erhalt der Wehrpflicht aus.

Parteisoldat soll es richten

Dafür macht man in der SPÖ allerdings weniger den unermüdlich kämpfenden Parteisoldaten Darabos verantwortlich als die Parteizentrale mit Günther Kräuter und Laura Rudas, die nach der EU-Wahl den zweiten bundesweiten Urnengang mehr als deutlich verlor.

Daher kopiert man quasi das Modell von vor der letzten Nationalratswahl. Da holte man Doris Bures wenige Monate vor dem Urnengang aus der Regierung zurück in die Parteizentrale, um nach Alfred Gusenbauers erzwungenem Abgang zu retten, was noch zu retten war - und das war genug, die SPÖ holte neuerlich Platz eins.

Das soll nun auch Darabos richten und während es Bures schwer fiel, ihr Frauenministerium zu verlassen, dürfte der Burgenländer dem Verteidigungsressort nicht allzu viele Tränen nachweinen. Denn allzu erfolgreich gestaltete sich seine Ära nicht, auch wenn er zuletzt sogar schon längst dienender Verteidigungsminister der Europäischen Union war. Immerhin amtiert Darabos schon seit 2007.

Schwierige Amtszeit

Darabos hatte es als ehemaliger Zivildiener von Beginn an nicht leicht in einem über Jahrzehnte vor allem von schwarzen und blauen Beamten geleiteten Ressort - politisch logisch, dass er mit Edmund Entacher einen der wenigen hochrangigen roten Militärs zum Generalstabschef machte, weniger logisch, dass er sich mit diesem anlässlich seines Wehrdienstschwenks so sehr verkrachte, dass er mit Ab- und Wiedereinsetzung des Generals eine bittere politische Niederlage hinnehmen musste. Dass er die Eurofighter nicht los wurde, ist dagegen weniger Verhandlungsungeschick als einer unmöglichen Ausgangslage geschuldet.

Auch die Wehrpflicht-Diskussion wurde Darabos von außen, nämlich von der Wiener SPÖ aufgedrängt. Nichtsdestotrotz erwies er sich als braver Parteijünger und wechselte seine Position flott um 180 Prozent, was sogar den Bundespräsidenten erzürnte. Fischers ungewohnt bissiges "Ein Stein besteht doch nicht aus Butter" saß. Immerhin hatte der Minister nur wenige Wochen vor seiner von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und der "Krone" entdeckten Leidenschaft für das "Profi-Heer" die Wehrpflicht noch als "in Stein gemeißelt" bezeichnet.

Grundsätzlich ist Darabos nicht der Typ populistischer Haxel-Beißer. Selbst in seiner ersten Zeit als Bundesgeschäftsführer vermied er allzu harte Attacken auf die anderen Parteien. Im persönlichen Umgang ist Darabos dementsprechend höflich bis freundlich, er betreibt keinen aufwendigen Lebensstil und residiert skandalfrei mit Frau und zwei Kindern im Burgenland. Auch seine Hobbys sind alles andere als exotisch. Außer Tischtennis und Fußball mit Schwerpunkt Rapid ist wenig über private Leidenschaften des Ministers bekannt, der am meisten an seiner Zeit im Verteidigungsressort wohl die Verantwortung für die Sportagenden genoss.

Historiker als Verteidigungsminister

Stets interessiert war Darabos am Historischen, vor allem was die nähere Heimat angeht. Sein Dissertationsthema lautete: "Zum Selbstverständnis der burgenländischen Kroaten in der Zweiten Republik". Die Sprache seiner Volksgruppe lernte er übrigens erst als Erwachsener. Als Schüler war er noch nach Wien gependelt, das klassische Burgenländer-Schicksal.

Doch auch der Aufarbeitung der Vergangenheit im Bundesheer verschrieb sich Darabos in den vergangenen Jahren zunehmend. Am Spektakulärsten war dabei wohl im vergangenen Jahr die Entdeckung zweier Botschaften am "Grab des unbekannten Soldaten", eine nationalsozialistisch angehaucht, die andere pazifistisch.

Nun geht es wieder dorthin zurück, wo Darabos bundespolitisches Abenteuer vor zehn Jahren begann, nämlich in die Parteizentrale. Ob er dort alleine das Kommando schwingt oder Unterstützung erhält, sollte spätestens morgen Abend nach dem Parteipräsidium bekannt sein. (APA, red,  4.3.2013)