"Ich versuche", sagte Katja Lange-Müller einmal, "Brühwürfel herzustellen. Also alles Überflüssige, alles Wasser muss aus dem Text." Die Kürze, die Reduktion und Prägnanz des Werks dieser Meisterin der Kurzprosa ist allerdings nicht einer Kargheit geschuldet, sondern einer erzählerischen Überfülle. Denn Stoff hat die 1951 in Ostberlin geborene Autorin mit einem Faible für Außenseiterfiguren mehr als genug. Mit 16 flog sie wegen "unsozialistischen" Verhaltens von der Schule. Nach einer Lehre als Schriftsetzerin arbeitete sie als Bildredakteurin bei der Berliner Zeitung, als Requisiteurin für das Fernsehen und als Pflegerin in einer geschlossenen psychiatrischen Station. Nach einem Studienaufenthalt in der Mongolei reiste Katja Lange-Müller schließlich 1984 nach Westberlin aus, und schon 1986 gewann sie den Bachmann-Preis. Der Rest ist Literaturgeschichte. Heute liest sie im Rahmen der von der Stadtbücherei Innsbruck und 8ungkultur neu etablierten Veranstaltungsreihe Grenzgänge, in der jeweils ein Autor aus Deutschland oder der Schweiz auf einen Tiroler Kollegen trifft. Heute ist neben Lange-Müller mit Alois Hotschnig ein Autor mit von der Partie, der seine Texte ebenfalls auf "das Lebensnotwendige" herunterdestilliert, um sie dadurch für den Leser fruchtbar zu machen. Moderieren wird den Leseabend Klaus Zeyringer. (DER STANDARD, 5.3.2013)