Der Play Store vorher...

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

...und nachher - mit der Möglichkeit Filme, Musik und Co. zu erwerben.

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Auch Musikstücke lassen sich nach der Umstellung problemlos kaufen. Sie werden automatisch auf alle Geräte synchronisiert und stehen zusätzlich im Web-Client zur Verfügung - wo sie auch heruntergeladen werden können.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

In den vergangenen Monaten hat Google das Angebot im Play Store erheblich ausgebaut: So lassen sich dort mittlerweile Musik, Bücher oder auch Magazine kaufen, Filme ausleihen, und sogar Nexus-Geräte oder Chromebooks erwerben. Zumindest rein theoretisch, denn für heimische NutzerInnen bleibt all dies bislang blanke Theorie: Wo in Deutschland mittlerweile zumindest ein Teil dieser Services verfügbar, beschränkt sich der Play Store in Österreich gerade einmal auf den Android-App-Kauf.

Regionale Probleme

Zumindest kurzfristig ist in dieser Hinsicht auch keine grundlegende Änderung zu erwarten. Zwar betont Google das Interesse an einer regionalen Ausweitung, gleichzeitig ist es aber ein offenes Geheimnis, dass sich die Verhandlungen mit den heimischen Rechteverwertern alles andere als einfach gestalten. Kein Wunder also, dass sich so manche NutzerInnen auf die Suche nach Hintertüren in diesem System machen, etwa um über spezielle Services aktuelle Nexus-Geräte direkt aus den USA oder Deutschland zu importieren.

Grundlage

Und genau bei diesem Vorgang zeigt sich seit einigen Wochen ein interessanter Effekt, der dazu genutzt werden kann, die Beschränkungen des lokalen Play Stores auszutricksen, wie der WebStandard auf Hinweis mehrerer LeserInnen erfolgreich getestet hat. Der Vorgang ist dabei relativ einfach zu bewerkstelligen, wie im Folgenden dokumentiert werden soll.

Disclaimer. Wichtig!

Bevor es in die Details geht, muss allerdings ein wichtiger Hinweis vorangestellt werden: Der WebStandard hat die folgende Methode mit drei Google-Accounts erfolgreich und ohne erkennbare Nebeneffekte getestet. Trotzdem kann es natürlich sein, dass es langfristige negative Konsequenzen gibt, oder Google diesen Trick bald gar zur Gänze aushebelt. Zudem hat ein Regionwechsel Auswirkungen auf die App-Auswahl, Programme die etwa nur auf Österreich beschränkt angeboten werden, sind dann nicht mehr so ohne weiteres zu Installieren. Insofern gilt also: Nachmachen nur auf eigene Verantwortung!

Ablauf

Der Kern des Tricks liegt darin, bei der in Google Play hinterlegten Kreditkarte die Default-Postadresse zu verändern. Dies natürlich passend zur gewünschten lokalen Play-Store-Variante: Wer also Zugang zum US-Play-Store will, braucht ein US-Adresse, wer lieber den deutschen Play Store bevorzugt, einen entsprechenden Eintrag für Deutschland.

Adresse besorgen

Zu einer solchen zu kommen ist relativ einfach: Services wie Borderlinx (für US und UK) oder Logoix (für Deutschland) bieten die Weiterleitung von Paketen an, und damit dies auch tatsächlich funktioniert wird eine lokale Adresse zur Verfügung gestellt. Nach einer einfachen Registrierung bei einem der Services erhält man also eine Anschrift, die später bei Google Wallet als neue Default-Adresse für die Kreditkarte eingetragen werden muss. Dazu noch eine Anmerkung: Logoix untersagt die Nutzung der hier gebotenen Anschrift als Rechnungsadresse in seinen AGBs, insofern ist diese Wahl mit einer gewissen Unsicherheit verbunden (auch wenn sie laut einigen LeserInnen bislang zu funktionieren scheint)

Wahl

Natürlich wäre es auch möglich eine andere Adresse in den betreffenden Ländern zu wählen, der Vorteil der Borderlinx/Logoix-Variante: Anschließend ist es sogar möglich Geräte im US/UK/DE-Play Store zu kaufen und über den Umweg dieser Services nach Österreich schicken zu lassen.

Trigger

Ist die neue Anschrift eingetragen, muss der Umstieg auf die andere Play Store Region noch "getriggert" werden. Dies geht über einen einmaligen Besuch des Play Stores mit einem Proxy / VPN des gewünschten Landes. Wer bereits einen VPN in einem der Länder zur Verfügung hat, nutzt einfach diesen, für Proxy-Server gibt es diverse Browser-Erweiterungen. Ansonsten empfiehlt sich der Austausch von diesbezüglichen Informationen mit Bekannten.

"Kauf"

Wer diese Voraussetzungen erfüllt hat, "erwirbt" nun einfach ein Buch oder Musikstück und bestätigt somit für Google die Kreditkarte und deren regionale Zuordnung. Dabei ist es übrigens nicht notwendig wirklich Geld auszugeben, es reicht auch den "Free Song of the Day" zu erwerben, da auch hier die Abwicklung über Google Wallet läuft.

Verfügbarkeit

Im Test war der Play Store in Folge umgehend umgestellt, was konkret bedeutet: Die jeweils gewählte lokale Variante steht - dauerhaft - auch ganz ohne den Umweg eines VPN oder Proxy zur Verfügung. Auf mit dem Account verbundenen Android-Geräten kann es hingegen etwas dauern bis der vollständig angezeigt wird, aber auch dieser Prozess lässt sich beschleunigen: Einfach in der Play-Store-App auf "Accounts" gehen, die Mail-Adresse frisch anwählen und bestätigen. Danach müssen die Lizenzbedingungen noch einmal akzeptiert werden, bevor die neue Play-Store-Variante zur Verfügung steht.

Alles da

Mit einem solcherart modifizierten Account ist es in Folge problemlos möglich Musik zu kaufen, Filme zu streamen oder Magazine und Bücher zu erwerben. Hier wieder der Hinweis darauf: Wer unbedingt deutschsprachige Bücher will, wird mit einem US-Account natürlich nur begrenzt glücklich werden. Andererseits eröffnet sich mit einem solchen ein englischsprachiges Angebot, das gerade in der Aktualität weit über das hinausgeht, was im deutschen Play Store verfügbar ist. Die Wahl sei also vorab wohl überlegt.

Stolperstein(ch)e(n)

Komplikationen waren im Test nur in Details zu beobachten: So sind auf den meisten in Österreich erworbenen Android-Geräten die entsprechenden Play-Apps entweder deaktiviert oder gar nicht installiert. Dies lässt sich aber rasch beheben: In der jeweiligen Komponente im Play Store ist rechts oben Knopf der auf die zugehörige App verweist - oder wenn nicht aktiv eben auf den passenden Eintrag im Play Store.

Keine Trailer

Davon abgesehen ist lediglich aufgefallen, dass die Film-Trailer ohne VPN / Proxy nicht funktionieren, hier hat Google offenbar noch einen eigenen IP-Adressen-Check im Einsatz. Abspielen und Download erworbener Filme war hingegen ganz ohne solche Tricks möglich.

Fazit

Zugegeben: Eine wirklich massentaugliche Lösung ist der vorgestellte Hack natürlich nicht, immerhin könnte die Umstellung der Region noch später unerwünschte Nebeneffekte zeitigen, die jetzt noch nicht absehbar sind. Wer bereit ist, dieses Risiko in Kauf zu nehmen, bekommt dafür aber die Möglichkeit fortan Musik, Bücher und Co. direkt von Google zu erwerben. Und das hat durchaus Vorteile, immerhin sind diese Angebote so eng wie keine anderen mit dem Android-Universum verzahnt. An der grundlegenden Absurdität, dass sich KonsumentInnen noch immer solcher Tricks bedienen müssen, um überhaupt ihr Geld ausgeben zu "dürfen", ändert all dies aber natürlich nichts.  (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 05.03.13)