Vatikanstadt - Im Vatikan haben am Montag die Vorbereitungen für die Wahl eines Nachfolgers von Papst Benedikt XVI. begonnen. Beim ersten Treffen vor dem Konklave waren am Montag 142 von insgesamt 207 Kardinälen anwesend, 103 von ihnen sind unter 80 Jahre alt und damit wahlberechtigt, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. In Rom sollen in den nächsten Tagen die weiteren zwölf Papst-Wähler eintreffen.
Die Gespräche der Kardinäle bei der ersten Generalkongregation fanden hinter verschlossenen Türen in der Synodenaula statt und wurden von Kardinaldekan Angelo Sodano geleitet. Dieser schlug vor, dem emeritierten Papst eine Botschaft zu senden. "Das Klima des Treffens war konstruktiv und vielversprechend", berichtete Lombardi. Bei den Generalkongregationen müssen alle anfallenden Amtsgeschäfte der Kirche behandelt werden. An diesem "Vorkonklave" beteiligen sich auch Dolmetscher aus dem Staatssekretariat, die zu Verschwiegenheit verpflichtet sind. Wie viele solche Treffen es bis zum Beginn des Konklaves geben wird, ist offen.
Eid auf das Evangelium
Alle Kardinäle, die an den Generalkongregationen teilnehmen, mussten mit einem Eid auf das Evangelium schwören, die geltenden Vorschriften zu achten und Geheimhaltung zu üben. Dies galt auch für Teilnehmer, die älter als 80 Jahre sind und deswegen nicht mehr an der Wahl des neuen Papstes teilnehmen dürfen. Die Kardinäle mussten unter anderem schwören, dass sie "alles streng geheim halten werden, was sich in irgendeiner Weise auf die Wahl des Papsts bezieht".
Ein weiteres Treffen war noch am Montagabend zu erwarten. Mit dem Beginn des Konklaves wird kommende Woche gerechnet. Damit dürfte der Papst rechtzeitig zu Ostern gewählt werden.
Dolan glaubt an rasche Papstwahl
Der Erzbischof von New York, Timothy Dolan, zeigte sich überzeugt, dass es zu einer raschen Wahl eines neuen Papstes kommen wird. "Diese Woche wird sehr wichtig sein. Ich will mit all meinen Brüdern sprechen und sie besser kennenlernen. Viele kenne ich nur von den Büchern, die sie geschrieben haben", sagte Dolan im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". Der 63-jährige Kardinal zählt zu den aussichtsreichen Papst-Kandidaten. Dolan verteidigte den emeritierten Erzbischof von Los Angeles, Roger Mahony, der wegen seines Umgangs mit Missbrauchsskandalen in der Kirche unter Beschuss geraten ist. "Mahony ist sehr gut", sagte Dolan.
Bisher gibt es nach Einschätzung italienischer Medien keinen klaren Favoriten für die Papst-Wahl. Als ein Favorit gilt auch der Mailänder Erzbischofs Angelo Scola. Seine Kür werde nicht nur von einem Großteil der italienischen Purpurträger, sondern auch von mehreren ausländischen Kardinälen unterstützt. Scola kann mit der Unterstützung seines Vorgängers Dionigi Tettamanzi und des italienischen Episkopatschefs Angelo Bagnasco rechnen. Gute Chancen werden auch dem kanadischen Kardinal Marc Oullet zugebilligt. Auch unter den Lateinamerikanern kursieren Namen von Papabile, wie der Brasilianer deutscher Abstammung Odilo Pedro Scherer oder sein Landsmann Joao Braz de Aviz. Als Alternativlösung gelte der ungarische Primas Peter Erdö, Chef der europäischen Bischöfe.
Benedikt XVI. hatte am 11. Februar überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Das Pontifikat des 85-jährigen Deutschen endete am Donnerstag um 20.00 Uhr. Mit Beginn der Sedisvakanz geht die Leitung der katholischen Kirche und des Vatikanstaats vorübergehend an das Kardinalskollegium über, also letztlich an alle 207 derzeit lebenden Kardinäle. (APA, 4.3.2013)