Volkswagen hat die Neuheiten seiner Marken kurz vor dem Start des Genfer Auto-Salons zu einem Schaulauf antreten lassen - Von Hybrid bis Hybris war alles vertreten, was die automobilen Genres hergeben

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Der Autosalon in Genf des Jahres 2013 - das ist eine Schau, die ganz im Zeichen der Ausdifferenzierung des Portfolios steht. Bereits im Vorfeld der Show am Lac Léman war wenig vom neuen Spirit spürbar, der die Hersteller noch vor zwei Jahren erfasst hatte. Damals ploppten im Schatten der Weltwirtschaftskrise alternative Konzepte, namentlich E-Antriebs-Ideen, aus dem Teppichboden diverser Messehallen.

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Doch der frische Wind war, so scheint es, bloß ein Lüfterl. Stattdessen suchen die Hersteller ihr Heil in der Nische - auch wenn die bloß mit ein paar imagefördernden Maßnahmen ausgefüllt wird. Nämliches ist auch am Menüplan des Volkswagen-Konzerns (VW, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Porsche) abzulesen, der bereits am Vorabend der am 5. März anhebenden Show seine Neuheiten präsentiert hat. Kennzahlenseitig war vom Ein-Liter-Auto bis zum Drei-Millionen-Euro-Gerät alles vertreten. Die Zusammenschau:

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Volkswagen Zuerst ein kleiner Tusch: Der VW Golf, Generation sieben, hat sich wenige Stunden vor Eröffnung der Autoshow den Titel "Car of the Year 2013" aufs Emblem heften dürfen. Platz zwei ging überraschend an eine sentimentale Nummer eins: den Toyota GT86 (und seinen Zwilling Subaru BRZ). Platz drei enterte der Volvo V40.

 

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Und damit zurück zu VW und zum neuen Golf GTI.  Ab 1976 ins Gedächtnis der Jugend gebrannt, versucht der Neue die damals eingeführten Insignien des Breitensports weiter zu interpretieren. Wabengitter-Grill, ein paar rote Farbakzente, schärfer ausdefinierte Front- als auch Heckstoßfänger sowie rot lackierte Bremssättel betonen die hochtrainierten Vitalwerte. Der an sich bekannte Vierzylinder-Turbobenziner mit Direkteinspritzung tritt in zwei Eskalationsstufen an: 220 PS ringen Tempo 100 in 6,5 Sekunden nieder, als werksgetunte Hardbody-Version namens GTI Performance gehen 230 PS und maximal 350 Nm an die Kurbelwelle.

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Ergeben - nicht zuletzt aufgrund einer Vorderachs-Differenzialsperre - ein Zehntel weniger beim Standard-Sprint und vier km/h mehr Top-Speed. Sportfahrwerk und größere Bremsanlage schmücken beide, ident als auch sehenswert ist der Normverbrauch (6,0 Liter). Alternativ zum 6-Gang-Handschalter werkt wie gewohnt ein 6-Gang-DSG. Karierte Sitzbezüge holen ehemaliges GTI-Flair in den Innenraum. Es ergänzen ein schwarzer Dachhimmel und rote Ambiente-Beleuchtung. Die mittlerweile sehr erwachsene Jugenderinnerung kann ab Mai in die Garage gestellt werden, dann zu Preisen ab 31.690 Euro. Das wäre dann ein Aufschlag von knapp 1000 Euro gegenüber dem Vorgänger.

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Ins selbe aber nicht ins gleiche Horn stößt der neu aufgelegte Golf GTD. Sportiver Turbodiesel in einem Kompakten - das war vor 1982 noch eine kleine Revolution. Über drei Jahrzehnte später ist der GTD zumindest ein wertiges Pflichtprogramm. 184 PS aus einem Vierzylinder-Turbo sind für 230 km/h Höchstgeschwindigkeit und 0-100 km/h in 7,5 Sekunden gut. Wer derlei ausreizt, kann zumindest am Stammtisch auf einen Normverbrauch von gerade einmal 4,2 Litern verweisen. Kommt ab März und quasi in Vollausstattung (diverse GTD-Epauletten plus 17-Zöller, Sportfahrwerk, Diffusor, ...) ab 30.740 Euro.

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Und damit zu einer für Österreich nicht unwesentlichen Weltpremiere: den neuen Golf Variant. Die gegenüber dem Fünftürer um 31 Zentimeter auf 4,56 Meter verlängerte Ladezone nimmt nun maximal 1620 Liter (plus 125 Liter gegenüber dem Vorgänger), ist die hintere Rückenlehne hochgeklappt harren 605 Liter (plus 100 Liter) der Nutzung. Hiesiger Marktstart für den Variant ist September, dann auch alternativ mit 4motion-Allradantrieb. An Ausstattungsvarianten und Sicherheitsfeatures ist alles an Bord, was bereits das Schrägheck schmückt.

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Antriebsseitig gibt's bei den Ottomotoren Leistungen von 85, 105 und 122 PS. Die Turbodiesel-Fraktion kann zwischen 90, 105, 110 sowie 150 PS wählen. Allesamt mit Start-Stopp-Automatik. Sparmeister ist der 105-PS-Selbstzünder in der Bluemotion-Version: Gerade einmal 3,3 Liter Sprit tröpfeln dem Hersteller zufolge auf 100 Kilometern in die Brennräume. Das durchaus kontroversiell gezeichnete Heck des Vorgängers wurde an die Looks des aktuellen Passat Variant herangeführt. Logisch, wenn es um den Image-Transfer geht. Etwas mutlos nicht minder.

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Bereits im Vorfeld des Salons angekündigt und nun offiziell präsentiert: Das Kleinserien-Leasingangebot VW XL1 als auch der VW Cross up!, ein Mini-SUV-Ableger des Kleinwagens. Bei Konzern-Tochter Skoda ist der konzerninterne Variant-Gegner Octavia Combi gelandet und Seat zeigt den Leon SC, also den Dreitürer vom kompakten Fünftürer.

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Audi verpasst sich quer durch's Modellangebot diverse Leistungsschübe. Konkret: S3 Sportback, der 5-türige A3-Sportler mit 300 PS (ab September). RS6 Avant, ultimativer Sportkombi mit 560 PS (ab Juni, ab 132.800 €). RS 7 Sportback mit 560 PS (ab September). RS Q3 mit 310 PS (ab November, Bild).

 

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Das mit großem Getöse unter dem Label e-tron angekündigte Elektrifizierungsprogramm ist hingegen ein wenig in den Hintergrund gedrängt worden. Nach der Abwicklung des ehrgeizigen E-Vorreiters R8 e-tron steht das Pickerl bei Audi nun für Alternativ-Antriebsbeteiligung in jeder Form. Und somit auch für den Salon-Debütanten A3 e-tron PHEV. Letzteres Kürzel verweist auf einen Plug-in Hybrid, womit Audi den Kompakten an die Steckdose schickt – um ihn 50 km weit rein elektrisch betreiben zu können. Ingredienzien: 1,4 TDI mit 150 PS, E-Motor mit rund 100 PS, 8,8 kWh-Lithium-Ionen-Batterie, 204 PS Systemleistung, Normverbrauch: 1,5 l/100 km.

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Noch ein wichtiger Wert in Zeiten der versprochenen E-Mobilität: Zweieinhalb Stunden dauert es, um die leere Batterie bis zum Anschlag aufzuladen. Ansonsten wird im E-A3 aufmerksam gespart und rückgewonnen: Die Brems-Energie wird rekuperiert, geht der Fahrer vom Gas, wird die Motorbremswirkung eliminiert und "gesegelt" - doch das leider erst 2014.

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Dieser raubelederte Arbeitsplatz signalisiert ein Leistungsgewicht von 3 Kilo pro PS, darf also als Angebot für ambitionierte Freunde von Beschleunigungskräften gewertet werden: der neue Porsche 911 GT3. Die fünfte Generation des Chef-Energetikers machen sich die Zuffenhausener anlässlich des 50. Geburtstags des Neunelfers quasi selbst zum Geschenk.

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Das am Heck aufgepropfte Bügelbrett verweist auf einen Sechszylinder-Boxermotor mit 475 PS, der mittels Titanpleuel und geschmiedeten Kolben Richtung Rennsport getrimmt wurde. Dessen Energie trägt bis 9000 Touren, Gnade verspricht das grundlegend überarbeitete  PDK-Doppelkupplungsgetriebe. Das Vollaluminium-Fahrwerk ist eine völlige Neuentwicklung und natürlich in Höhe, Spur und Sturz einstellbar. Premiere auch für eine aktive Hinterachslenkung. Wirkt abhängig vom Tempo - und entweder gleichsinnig zum Lenkeinschlag der Vorderräder oder entgegengesetzt.

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Die Kenndaten für die persönliche Performance-Datenbank: 0-100 km/h in 3,5 Sekunden. 0-200 km/h in unter 12 Sekunden. 315 km/h Höchstgeschwindigkeit. Rundenzeit auf der Nürburgring-Nordschleife: unter 7:30 Minuten. Der Zahlenaufmarsch ist ab August für 172.370 Euro inklusive Steuern und Abgaben wohlfeil. Härtebolzen greifen zur Cup-Version (Bild).

Foto: porsche

Wer nach dem Trackday nicht in den Geruch der Untermotorisierung geraten will, könnte bei Lamborghini fündig werden. Konkret beim LP700 Aventador Roadster mit V12 sowie 700 PS. Nimmt Tempo 100 in 3,0 Sekunden und kostet 439.700 Euro. Es gibt günstigere Möglichkeiten, sich der Qualität des neuen Haarimplantats zu vergewissern.

Foto: lamborghini

Gaga und kein Ende oder: 50-Jahr-Jubiläum heißt nicht immer Wirtshaus-Hinterzimmer. Der Veneno ist das Über-Geburtstagsgeschenk von Lamborghini an Lamborghini. 750 PS aus dem 6,5-Liter-V12 des Aventador besorgen dem CFK-Gerät eine Beschleunigung auf Tempo hundert in einigermaßen unfassbaren 2,8 Sekunden. Bei 355 km/h ist in Sachen Vortrieb Schluss.

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Die martialisch zerklüftete Front ist nicht nur Show, sondern schaufelt auch ausreichend Frischluft Richtung Mittelmotor. Die Gesamt-Produktion des Extremisten (3 Stück) mit dem herzeigbaren Leistungsgewicht (1,93 kg/PS) ist bereits abgesetzt, und das zum Preis von je drei Millionen Euro plus Steuern.

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Lassen wir das Werk aus Sant' Agata Bolognese kurz auf uns wirken. Der Name verweist - wie bei Lamborghini Tradition - auf einen Kampfstier. Diesmal auf ein Tier, das im Jahre 1914 einem berühmten Torero ins Jenseits expedierte.

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Bei Bentley gibt's übrigens eine frische Einstiegs-Limousine: den außen als auch innen großflächig überarbeiteten Flying Spur. Der W12-Zylinder (625 PS) ist bekannt, ansonsten zeigt sich die mobilisierte Besitzstandanzeige in wesentlichen Bereichen veredelt und -feinert. Der Auftritt des 5,3-Meter-Riegels wurde mit markanten Details wie etwa kräftiger ausgestellten hinteren Radläufen angereichert.

 

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In 4,6 Sekunden sind 100 km/h perdu, Höchstgeschwindigkeit des Allrad-Luxusliners: 322 km/h. Bis es soweit ist, senkt sich der noble Aufbau bei Tempo 195 und später nochmals bei 240 km/h ab. Leder- und Echtholzapplikationen zieren je nach Wunsch und in zahlreichen Variationen den Innenraum. Bei den Lackfarben gibt es werksseitig keine Limits. Ab 22. März, ab 260.000 Euro.

Hier geht's zum zweiten Teil der Show. Im Blickpunkt: Ferrari La Ferrari oder Rolls-Royce Wraith. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 4.3.2013)

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83. Internationaler Auto-Salon Genf 2013

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