Die IT-Branche in Deutschland wächst - und sucht händeringend Fachkräfte. Auf jeden arbeitslosen Informatiker kommen im Schnitt 3,7 offene Stellen. Große Unternehmen suchen jenseits der Landesgrenzen.

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Neue Technologien wie Cloud Computing und intelligente Netze stärken den IT-Standort Deutschland. Die Branche wächst kräftiger als ihr Umfeld. Und in der Industrie steigt die Zahl der Beschäftigten seit Jahren an.

Doch es fehlt weiter an Fachkräften. Laut einer aktuellen Umfrage zur Computermesse CeBIT in Hannover sehen rund 22 Prozent der Befragten zu wenige Bewerber, teilte der Verband der deutschen Ingenieure (VDI) am Montag mit. 70 Prozent erwarten, dass der Bedarf auch 2014 weiter steigen wird.

Gesucht würden vor allem Fachkräfte in der Software-Entwicklung. Der Bereich IT-Sicherheit sei inzwischen auf den zweiten Rang aufgestiegen, sagte Dieter Westerkamp vom VDI. Auch in den Bereichen Projektmanagement, Beratung und Consulting wächst der Bedarf.

Dabei sei die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik durch einen doppelten Abiturjahrgang in einigen deutschen Bundesländern und den Wegfall der Wehrpflicht 2011 deutlich gestiegen. Das habe aber nicht, wie vereinzelt befürchtet, zu einer Überschwemmung im Arbeitsmarkt geführt, sagte Ina Kayser, Arbeitsmarktexpertin beim VDI. "Das Gegenteil ist der Fall: Die Absolventen wurden regelrecht vom Markt aufgesogen."

Mehr als 20.000 offene Stellen für Informatiker

Im Jahr 2012 habe es permanent mehr als 20.000 offene Stellen für Informatiker gegeben - trotz des Abschwungs der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Im Schnitt habe es 3,7 offene Stellen je arbeitslosen Informatiker gegeben. Die Unternehmen spüren die Folgen. Laut der VDI-Umfrage erwarten 70 Prozent der Befragten, dass der Bedarf an ausgebildeten Mitarbeitern bis 2014 weiter steigen wird.

"Unternehmen gehen je nach Größe sehr unterschiedlich mit der schlechten Bewerberlage um", sagte Westerkamp. Kleine und mittlere Unternehmen setzten vermehrt auf Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Große Unternehmen versuchten dagegen laut Umfrage zu 53 Prozent, das Problem mit dem Auslagern (Outsourcing) von Dienstleistungen aufzufangen, zum Teil auch ins Ausland. "Sich Hilfe im Ausland zu suchen, ist bei den kleineren Unternehmen aber praktisch nicht da. Da wird das Know-how im Haus gehalten", sagte Westerkamp.

Der IT-Standort Deutschland werde zwar als sehr gut bewertet, sagte Westerkamp. Um diesen Stand zu halten, müssten aber die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, damit wichtiges Know-how nicht ins Ausland abwandere.

Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom wird die IKT-Branche heuer dank guter Wirtschaftslage erstmals mehr als 900.000 Jobs anbieten. Rund 12.000 Stellen würden voraussichtlich hinzukommen. "Die Branche ist damit neben dem Maschinen- und Anlagenbau der einzige Industriesektor, der in Deutschland mehr als 900.000 Arbeitsplätze bietet, sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf auf der CeBIT. Bis Jahresende würden es sogar 907.000 Stellen sein.

Der Umsatz in der Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und der Informationstechnologie werde voraussichtlich um 1,4 Prozent auf 153 Mrd. Euro steigen. "Damit wächst der ITK-Markt erneut deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft", sagte Kempf.

Von der Politik fordert Bitkom entschiedene Maßnahmen in der Bildungs-und Fachkräftepolitik. Der Bedarf von derzeit 43.000 IT-Spezialisten in Deutschland entwickle sich zu einem dauerhaften Wachstumshemmnis. (APA, 04.03. 2013)