Wien - Frauen haben derzeit einen verschwindend geringen Anteil am technologischen Output Österreichs: Nur knapp fünf Prozent der österreichischen Patente am Europäischen Patentamt stammen von Frauen, wie eine Studie des Austrian Institute of Technology (AIT) über die Jahre 1978 bis 2009 zeigt. Allerdings habe sich die Erfindungstätigkeit von Frauen "nach einer eher gemächlichen Entwicklung seit Mitte der 1990er-Jahre sowohl absolut als auch relativ deutlich erhöht". Zuletzt hat der Anteil indes stagniert.
Stark in Biotechnologien
Zwischen 1978 und 2009 konnten Frauen insgesamt 865 Patente zugeordnet werden, das sind 3,1 Prozent aller in diesem Zeitraum angemeldeten Erfindungen. Dabei konzentriert sich die Erfindungstätigkeit von Frauen auf einige wenige Bereiche: Biotechnologien, Pharmazie, verschiedene chemische Disziplinen, Landwirtschaft und Lebensmitteltechnologien. Fünfzig Prozent aller von Frauen eingereichten Patente kommen aus diesem Bereich. Dementsprechend ist hier auch der Anteil an den Patenten von Frauen größer: So kommt laut der Studie fast ein Viertel aller Patente in Biotechnologien von Forscherinnen.
Beim Anteil, den Frauen an der Erfindungsleistung insgesamt haben, schlägt sich das allerdings nicht nieder. Grund: Insgesamt entfallen nur elf Prozent aller österreichischen Patente auf Chemie, Biotechnologien und Pharmazie.
Unverändertes Spezialisierungsprofil
In jenen Feldern, in denen Österreich traditionell seine Stärken bei Patenten hat, sind unterdessen sehr wenige Frauen aktiv. Fast sechzig Prozent der österreichischen Patente zwischen 2005 und 2009 fallen in die Felder Ingenieurwesen und Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Verfahrenstechnik - aber nur 113 bzw. 2,5 Prozent der insgesamt 4.665 Patente aus diesen Bereichen wurden von Frauen angemeldet.
Die ab Mitte der 1990er beobachtete Steigerung bei den Patenten von Frauen sei daher "nicht mit einer Verbreiterung des Spezialisierungsprofils und einem allgemeinen Anstieg der Aktivitäten von Erfinderinnen über alle Technologien einhergegangen".
Strukturelle Ursachen
Das außeruniversitäre Forschungszentrum AIT selbst stellt laut der Studie eine Ausnahme dar: Von 2005 bis 2009 war der Anteil an Patenten von Frauen mit 12,3 Prozent fast dreimal so hoch wie im Österreich-Schnitt. Den höchsten Anteil an Patenten von Frauen gibt es in den Biotechnologien mit 37 Prozent. 76 Prozent aller Patente von Forscherinnen am AIT fallen in diesen Bereich.
Erklärungen für den geringen Forschungsoutput von Frauen in Österreich sind laut Studie insbesondere in den Strukturen zu suchen: So stamme die überwiegende Zahl der Patente von Unternehmen. Während Frauen jedoch vierzig Prozent des Forschungspersonals an Hochschulen ausmachen, stellen sie nur 16,5 Prozent des Personals in Forschung und Entwicklung in Unternehmen. Dazu komme, dass Frauen in den technischen Wissenschaften deutlich unterrepräsentiert sind, in diesem Bereich aber das Gros der heimischen Patente eingereicht werde. Dass immer noch Frauen größtenteils die Kinderbetreuungsaufgaben übernehmen und die Familiengründung meist in die Zeit des Aufbaus der wissenschaftlichen Karriere fällt, könne ebenfalls die Erfindungsleistungen von Forscherinnen hemmen. (APA, 4.3.2013)