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Nashörner sind seit Jahren ein besonders brisantes Thema im Artenschutz. Hier kennen Wilderer und Plünderer im Auftrag chinesischer Pseudomedizin kaum noch irgendwelche Skrupel.

Foto: REUTERS/Chaiwat Subprasom

Bangkok - Das Abschlachten bedrohter Tierarten und die Vernichtung von Tropenwäldern haben beängstigende Ausmaße angenommen. Mit dieser Botschaft schlugen die Auftaktredner bei der CITES-Artenschutzkonferenz in Bangkok am Sonntag Alarm. "Das Ausmaß hat Krisenproportionen angenommen und ist mit dem globalen Rauschgift - und Waffenhandel vergleichbar", sagte Achim Steiner, Direktor der UN-Umweltprogramms. "Gegen den illegalen Handel vorzugehen ist eine Sache globaler Dringlichkeit", betonte John Scanlon, Chef des Sekretariats des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES).

Betroffen sind unter anderem das Breitmaulnashorn, dessen zu Pulver zerriebenes Horn in Vietnam und China als vermeintliches Wundermittel reißenden Absatz findet, und Elefanten. "In vielen Teilen Afrikas werden jedes Jahr elf bis zwölf Prozent der Bestände wegen des Elfenbeins getötet", sagte Steiner. Oft seien Rebellenarmeen mit Waffen am Werk oder internationale Syndikate mit raffinierten Hightech-Methoden, etwa zum Hacken von Computern um Lizenzen zu fälschen. "Das kann die Stabilität und Wirtschaft der Länder bedrohen", sagte Scanlon. Bis zu 90 Prozent der Abholzung von Tropenwäldern ist nach Angaben von Steiner in den Händen organisierter Banden.

Diskussion über Handelsbeschränkungen und Lockerungen

Die 178 Unterzeichnerstaaten des 40 Jahre alten CITES-Abkommens beraten bis zum 14. März, bei welchen Tier- und Pflanzenarten der Handel künftig verboten, eingeschränkt oder gelockert werden soll. Auf den CITES-Schutzlisten stehen rund 35.000 Arten. Bei drei Prozent davon ist der Handel gänzlich verboten. Dazu gehören etwa Tiger, Nashörner und seltene Orchideenarten. Die 2.000 Delegierten müssen über 70 Anträge entscheiden.

Deutschland setzt sich dafür ein, den Handel mit fünf Hai- und Mantarochen-Arten unter Aufsicht zu stellen. Die Anträge werden unter anderem von Brasilien, den USA und Ägypten unterstützt. "Dieses Treffen könnte endlich die längst überfällige Wende bringen", sagte die deutsche Delegationsleiterin Elsa Nickel. Der Schutz des Heringshais war bei der CITES-Konferenz vor drei Jahren knapp gescheitert. Viele Länder wehren sich gegen Schutzmaßnahmen, denn der Handel mit Wild ist lukrativ.

Haie seien nicht nur wegen der in Asien als Delikatesse geltenden Flossen gefährdet, sagte Hai-Spezialistin Sarah Fowler: "Wir haben die Haie in der nördlichen Hemisphäre schlicht aufgegessen." Im Mittelmeer lebt nur noch ein Prozent der Heringshai-Bestände der 50er und 60er Jahre, im Nordostatlantik sind es nur noch sechs Prozent. In der EU stehen Heringshaie unter Schutz.

Der Eisbär als "Feigenblatt"

Die USA wollen Eisbären auf die Handelsverbotsliste setzen. Sie werden als Trophäen oder wegen ihrer Felle gejagt. Die Umweltstiftung WWF hält dies für ein Feigenblatt der Amerikaner. "Ein Handelsverbot wird den Eisbären wenig nutzen, es werden nur wenige gejagt", sagte Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. "Die Hauptbedrohung für die Eisbären ist der Klimawandel - und das Problem gehen die Amerikaner nicht an."

Für Verwirrung sorgte zum Auftakt der Konferenz Thailand. Das Land steht als Drehscheibe für Elfenbeinschmuggel am Pranger. International ist der Handel mit Elfenbein verboten, in Thailand darf aber mit den Stoßzähnen der 4.000 heimischen Zuchtelefanten gehandelt werden. Schmuggler deklarieren dort deshalb Elfenbein afrikanischer Elefanten als thailändische Stoßzähne. Thailand arbeite daran, "dem Elfenbeinhandel ein Ende zu setzen", sagte Regierungschefin Yingluck Shinawatra. Der WWF jubelte. Rohstoff- und Umweltminister Preecha Rengsom-Boonsuk widersprach aber später. Er verneinte, dass ein generelles Handelsverbot geplant sei. (APA/red, derStandard.at, 3. 3. 2013)