Barbara Rosenkranz, die FPÖ-Spitzenkandidatin in Niederösterreich, hat eine Ungeheuerlichkeit aufgedeckt: Im christlichen Bundesland NÖ, in der christlich-sozialen ÖVP, kandidiert für den Landtag ein Türke (!), ein Muslim (!), der beim Bau einer Moschee in Bad Vöslau eine Rolle gespielt hat. Ja, das gibt's im Niederösterreich von Landeshauptmann Erwin Pröll, und Frau Rosenkranz kann sich nicht einkriegen vor Empörung. (Rosenkranz ließ als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt die Frage offen, ob es denn Gaskammern gegeben habe, und musste dann eine feierliche Erklärung abgeben, dass sie schon einmal etwas von den Verbrechen des Nationalsozialismus gehört hat.)

Selfet Yilmaz, der türkischstämmige ÖVP-Kandidat ist österreichischer Staatsbürger, sonst könnte er sich nicht um einen Sitz im Landesparlament bewerben. Er steht als Nr. 34 auf der Liste, die VP hat derzeit 31 Sitze. Die FPÖ wirft ihm vor, Flugblätter in türkischer Sprache ausgesendet zu haben und Projektleiter für das türkische Kulturzentrum/Moschee in Bad Vöslau gewesen zu sein. Die Moschee (mit zwei Stummel-Minaretten) wurde von der Atib errichtet, dem größten muslimischen Verein. Atib hat enge Beziehungen zum staatlichen türkischen Religionsamt.

Verschwörungstheoretiker werden daher die Kandidatur von Yilmaz als Unterwanderung betrachten - weniger engstirnige Leute vielleicht als Versuch der Integration. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 2.3.2013)