Mit einer poetischen Bildsprache hat der kanadische Fotograf Gaston Lacombe Zootiere porträtiert. Die Serie "Captive" sei nicht geplant gewesen, sagt er im Gespräch mit derStandard.at. Lacombe, der durch seinen Beruf viel auf Reisen ist, liebt Tiere und nutzt jede Möglichkeit, sie aus der Nähe zu studieren.

Foto: gaston lacombe

Irgendwann entstand darauß schließlich eine eigene Serie. "Ich sah in den Bildern nicht mehr nur die Tiere, sondern vor allem ihre künstliche Umwelt, in die wir sie für unsere Unterhaltung platziert haben", sagt der Künstler.

Foto: gaston lacombe

Die Art und Weise, wie die Menschen Tiere in Gefangenschaft behandeln, habe ihn nachdenklich gemacht. Seit vier Jahren dokumentiert er daher die "unnatürliche Umgebung der Tiere", wie er es ausdrückt. Er konnte dafür Eindrücke aus zehn Ländern und fünf Kontinenten sammeln.

Foto: gaston lacombe

Gaston Lacombe ist es jedoch wichtig zu betonen, dass er Tiergärten nicht generell ablehnt. "Ich bin der Meinung, dass wir einigen Zoos sogar dazu gratulieren sollten, welch wunderbare Arbeit sie leisten. Gefährdete Tierarten werden erhalten und Tiere, die in der Wildnis nicht mehr überleben könnten, bekommen ein neues Zuhause." Besonders in Europa und Nordamerika gebe es viele Beispiele, wie artgerechte Haltung aussehen kann.

Foto: gaston lacombe

Trotzdem gebe es auch in den besten Zoos immer wieder Tiere, die nie Tageslicht sehen, Pflanzen nur auf Wände aufgemalt erleben und in zu kleinen Gehegen vor sich hin vegetieren. "Wenn ich diese Tiere sehe, fühle ich mich schuldig, da ich das System unterstütze, das sie in diese Situation gebracht hat. Dann hole ich meine Kamera hervor", erklärt der Fotograf seine Arbeitsweise.

Foto: gaston lacombe

Der schlimmste Zoo, in dem er jemals war, sei in Zamboanguita auf den Philippinen gewesen. Ein Sektenführer, der bereits verstorben war, hatte für sich und seine Kultanhänger ein "Paradies der Welt" geschaffen. Dafür hatte er Tiere aus der ganzen Welt gesammelt, die dort in desolaten Verhältnissen lebten. Die Tiere standen im tiefen Schlamm oder befanden sich in hängenden Käfigen mit Gitterboden. Eine asiatische Rohrkatze, die als gefährdet gilt, vegetierte in so einem hängenden Käfig, die wunden Pfoten balancierten auf dem Gitterboden. "Das war eines der schlimmsten Dinge, die ich jemals gesehen habe", berichtet der weitgereiste Fotograf.

Foto: gaston lacombe

Tiere hätten Emotionen, das könne jeder Katzen- oder Hundehalter bestätigen. Und das beeinflusse eben auch ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Lacombe ist auch fest überzeugt, dass ihn sein Kater sehr vermisst, wenn er auf Reisen ist. "Das zeigt er mir dadurch, dass er mich mit Zuneigung überschüttet, wenn ich zurückkehre", sagt er. Sein Haustier durchlebte zudem eine lange Trauerphase, als dessen Schwester starb: "Er suchte monatelang nach ihr."

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Schlecht gehaltene Tiere würden daher ein ähnliches Verhalten wie eingesperrte Menschen an den Tag legen: Rastlosigkeit, Apathie, Herumschaukeln des Körpers oder des Kopfes sowie Aggression. "Tiere sind keine Ausstellungsobjekte. Sie brauchen ein Umfeld, das sie glücklich macht, ausfüllt und unterhält. Sie müssen auch mit anderen ihrer Art interagieren können", sagt der Fotograf.  (Julia Schilly, derStandard., 1.3.2013)

Weitere Arbeiten auf der Homepage von Gaston Lacombe

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