Rettung für die Rhinozerosse? Ökologen behaupten, dass ein "Ernten" der Hörner die Tiere vor dem Aussterben bewahren könne.

Foto: Geoff York

Washington/Wien - Der Goldpreis hat sich in den letzten Jahren ganz ordentlich entwickelt. Im Vergleich zur Explosion der Preise, die am Schwarzmarkt für Hörner von Nashörnern bezahlt werden, ist das Edelmetall aber verhältnismäßig günstig: Kostete ein Kilogramm Horn 1993 rund 4700 US-Dollar, so waren es im Vorjahr 65.000 US-Dollar.

Ein Hauptgrund für die Preisentwicklung ist der steigende Wohlstand in Asien: Dort gilt Nashorn-Mehl seit Jahrhunderten als Wundermittel gegen Impotenz, Fieber und Krebs. Immer mehr Menschen können es sich leisten, Unsummen dafür auszugeben.

Die dramatischen Folgen für die Nashornpopulationen in Afrika und Asien blieben nicht aus: Seit 2011 ist das Westliche Spitzmaulnashorn ausgestorben, heute gibt es nur noch 5000 Spitzmaulnashörner und 20.000 Breitmaulnashörner. Geht die Wilderei so weiter wie in den letzten fünf Jahren (mit einem Anstieg von jährlich 200 Prozent), dann sind die Tiere in 20 Jahren in Afrika ausgerottet.

Legaler Handel unter strengen Auflagen?

Der Ökologe Duan Biggs (University of Queensland) macht in der aktuellen Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" mit drei internationalen Fachkollegen einen umstrittenen Vorschlag, wie das Abschlachten gestoppt werden könnte. Da alle bisherigen Schutzmaßnahmen nichts gefruchtet hätten, sollte der Handel mit den Hörnern unter strengen Auflagen legalisiert und reguliert werden.

Die Wissenschafter rechnen in ihrem Diskussionsbeitrag vor, dass die Weltnachfrage nach dem Horn von Rhinozerossen dadurch befriedigt werden könnte, dass man den lebenden Tieren die Fortsätze aus Keratin absägt. Bei einer korrekten Abnahme der Hörner würde den Tieren kein Schaden entstehen; zudem würde pro Jahr knapp ein Kilogramm Horn nachwachsen. Dazu kämen die Hörner von toten Tieren.

Biggs und Kollegen argumentieren, dass die Maßnahme zwei eindeutige Vorteile hätte: Das Horn würde so billiger als am Schwarzmarkt - und das durch Verkauf erzielte Geld könnte in Schutzmaßnahmen investiert werden. (tasch, DER STANDARD, 01.03.2013)