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Frauenchefin Dorothea Schittenhelm über die "Ehe light": "Das klingt alles cool, aber was ist mit der Verantwortung für den anderen?"

Foto: apa/ROBERT JAEGER

Wien - Das ÖVP-Parteistatut sieht derzeit vor, dass Kandidatenlisten zu 30 Prozent mit Frauen besetzt werden müssen. Von wählbaren Plätzen steht allerdings nichts drinnen, pocht Frauenchefin Dorothea Schittenhelm auf ein Reißverschlusssystem bei der Listenerstellung. Zum diesjährigen Frauentag stellen die ÖVP-Frauen das Thema Gendergesundheit in den Fokus.

Schittenhelm zeigte sich erfreut über einen kürzlich erfolgten Beschluss der Wiener ÖVP, die Landesliste bei der kommenden Nationalratswahl per Reißverschlussprinzip zu erstellen: "Das ist ganz großartig." Ein solches möchte sie auch bei der Bundeslistenerstellung umgesetzt wissen. Nachdem Parteiobmann Michael Spindelegger auf Ausgewogenheit Wert lege, zeigte sie sich "guter Dinge", dass mehr Frauen wählbare Listenplätze erobern werden.

Am traditionellen Familienbild festhalten

Den Frauentag 2013 stellen die ÖVP-Frauen unter das Motto Gendergesundheit. In der Gendermedizin sei Österreich Schlusslicht, kritisierte Schittenhelm und verwies auch darauf, dass 85 Prozent der medizinischen Studien an Männern durchgeführt werden. Sie drängt auf eine spezielle Ausbildung der Ärzte und Ärztinnen und stellte fest, dass es in Österreich keinen eigenen Uni-Lehrstuhl für Gendermedizin gebe.

Die ÖVP-Frauen wollen am traditionellen Familienbild festhalten, das für sie aus Vater, Mutter und Kind besteht. Das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, woraufhin VP-Justizministerin Beatrix Karl angekündigt hat, die Stiefkindadoption für Homosexuelle neu regeln zu wollen, sei zur Kenntnis zu nehmen, so Schittenhelm. Grundsätzlich sei die Thematik aber "sehr heikel" und die langfristige Auswirkung auf die Gesellschaft zu diskutieren.

Nein zur "Ehe light"

Auch zur Eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle stehe die ÖVP. Anders hingegen sieht das beim Vorschlag von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek für eine "Ehe light", eine Art Partnerschaftsvertrag, aus: "Das klingt alles cool, aber was ist mit der Verantwortung für den anderen?", erteilt Schittenhelm dieser Forderung "die totale Absage. Das ist nicht durchdacht und populistisch."

Ebenfalls nicht erfreut ist die ÖVP-Frauenchefin über Heinisch-Hoseks Forderung nach Abschaffung der längsten Kindergeld-Variante, so es genug Kinderbetreuungsplätze gibt. Generell spricht sich Schittenhelm beim Kinderbetreuungsgeld aber für eine Vereinfachung und Entbürokratisierung aus. Auch die SPÖ-Ideen zur Familienförderung lehnt Schittenhelm ab, dabei handle es sich um einen "Angriff auf die Wahlfreiheit". Vielmehr brauche es eine "steuerliche Entlastung" für Familien, unterstützt sie den Vorschlag ihrer Parteikollegin Finanzministerin Maria Fekter, der einen Steuerfreibetrag von 7.000 Euro pro Kind vorsieht.

Die ÖVP-Frauen fordern weiters einen Pflegeurlaub im Umfang von zwei Wochen für jeden Elternteil und eine Anrechnung für die Pension von vier Jahren pro Kind. Dies wäre eine "Wertschätzung der Gesellschaft" für die Mütter, meinte Schittenhelm. (APA, 1.3.2013)