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Anything goes - ein Lebensgefühl, das manch einen vor Gericht führt(e).

Foto: APA/Fohringer

Wolfgang Brandstetter, der Verteidiger des ehemaligen Telekom-Managers Rudolf Fischer, griff in seinem Schlussplädoyer zu einem interessanten Argument: Die politischen Umstände waren schuld. Die damalige Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe großes Interesse an Privatisierungen gehabt, was auf alle Beteiligten Druck ausgeübt habe, weil das Unternehmen noch nicht so weit war.

Aber, so kann man Brandstetters Ausführungen ergänzen, besonders Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat eben Druck ausgeübt (unter anderem, weil er für seine Nulldefizit-Inszenierung die Privatisierungserlöse dringend gebraucht habe). Die Manager mussten mit Lobbyisten zusammenarbeiten, die sie sich nicht aussuchen konnten: "An Hochegger kam man in der damaligen Zeit in Österreich nicht vorbei", sagte Brandstetter. Und: "Das damalige Lebensgefühl war: Anything goes."

Kann man so sagen. Nur ändert es nichts daran, dass Kursmanipulation zum eigenen Vorteil trotzdem strafbar ist. Die Telekom-Privatisierung war an sich richtig (davor wartete man ein halbes Jahr auf einen Vierteltelefonanschluss). Und ohne (Teil-)Privatisierung wäre die Verstaatlichte Industrie , die in den 80er-Jahren mit Milliarden gerettet werden musste, dann nicht aufgeblüht. Das richtige Prinzip wurde jedoch durch das "Lebensgefühl" der Lobbyisten und anderen Freunderln aus dem Lebenskreis von Karl-Heinz kontaminiert. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 28.2.2013)